Armin König

Sinéad O’Connor ist tot

Natürlich haben wir dieses Lied hundertfach gehört:
„Nothing compares 2 U“, geschrieben von Prince, aber von Sinéad O’Connor auf unnachahmliche Art gesungen.
Ein Welthit. So traurig. So einprägsam. So emotional.
Sinéad O’Connor, die einzigartige irische Sängerin und Songwriterin, ist im Alter von nur 56 Jahren gestorben.
Eine sehr traurige Nachricht.
»It’s been so lonely without you here…«
Sie möge ruhen in Frieden.
Sie selbst hat nach dem Tod ihres Sohnes unendlich getrauert und gelitten. Ihr Leben war dramatisch, geprägt von Schicksalsschlägen. Musik war ihre Möglichkeit der Kompensation, aber nur zeitweise und nur bedingt.
Und wenn man die biografischen Angaben wieder liest, fragt man sich: Wie kann ein einzelner Mensch so viele Tiefschläge auch gar nicht ertragen.
Erinnerungen.
Sinéad O’Connor hat eine ganze Generation geprägt.
Sie war streitbar, rebellisch, sensibel, verletzbar und selbst schwer verletzt, kämpferisch, kreativ, intuitiv, impulsiv.
Natürlich habe ich diese CD noch in meinem Regal. Wir gehören ja zu den Generation, die Musik noch in Silberscheiben nach Hause getragen hat. Diese Tonfolgen haben sich ebenso eingebrannt ins Gedächtnis wie diese unendliche Trauer, die durch Streicher untermalt wird. Nichts ist mit dir vergleichbar, nichts ist mit dem Trennungsschmerz und der verlorenen Liebe vergleichbar. Kongenial auch das Video, kongenial die stimmliche und visuelle Umsetzung.
Ein anderer Song hat mich mindestens ebenso fasziniert:
»Scorn not his simplicity«; den Song hatte Phil Coulter geschrieben, dessen Sohn mit Down Syndrom zur Welt kam. Sinéad O’Connor hat auch diesen Song beeindruckend gecovert.
Über die Künstlerin Sinéad O’Connor schreibt Fernand Hörner auf songlexikon.de: „Mit ihrer rebellischen Attitüde, kahlgeschorenem Kopf und provokanten Kommentaren machte sich die irische Künstlerin schon vor NOTHING COMPARES 2 U einen Namen in der internationalen Pop-Szene. Sie erweckte auch weiterhin mediale Aufmerksamkeit, als sie 1990 nicht auftreten wollte, wenn die amerikanische Nationalhymne vor ihrer Performance gespielt werden würde. Zwei Jahre später zerriss sie bei einem Auftritt in der Show Saturday Night Life ein Foto von Papst Johannes Paul II, um auf Kindesmissbrauch im Rahmen der katholischen Kirche aufmerksam zu machen (vgl. Hilburn 2009: o. S.). In der Tradition von Patti Smith verkörpert O’Connor mit der jungen, wütenden und konfrontationssuchenden Künstlerin das Aufkommen eines neuen Frauenbildes in der Rock-Alternative-Szene der frühen 90er Jahre, dessen Image kurze Zeit später in der politisch und feministisch agierenden Riot Grrrl-Bewegung gipfelte.«
Wieder eine Sängerin, die früh die irdische Welt verlassen hat.
Sie gehört sicher zum Musik-Olymp. Aber wir hätten sie viel lieber noch viel länger hier auf der Erde erlebt. Im Wortsinn.
R.I.P.