Armin König

Armin König greift Gunter Thielen an

Der Illinger Bürgermeister Armin König wirft dem Höll-Eigner Gunter Thielen im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung eine Blockade-Haltung vor.

Befragt wurde König von Solveig Lenz-Engel:

Können die aktuellen Unsicherheiten den Veränderungsprozess in Illingen weiter verzögern?

Armin König: Die Arbeitsgruppe Ortskernentwicklung Illingen, die Verwaltung, der Gemeinderat, die Saarland Bau und Boden (SBB) und ein potenzieller Investor arbeiten seit einem Jahr sehr intensiv an einer Lösung für das ehemalige Höll-Gelände. Am 10. September war wieder eine Sitzung des Ausschusses. Da das Höll-Gelände in Illingen vor der Insolvenz von der SBB gekauft wurde, gehen wir davon aus, dass die neuen Höll-Horrormeldungen aus Saarbrücken keinen Einfluss auf unsere Planungen und Aktivitäten haben. Es gilt der Grundsatz „Pacta sunt servanda“ – Verträge sind einzuhalten. Ich kann nur jeden warnen, diesen Grundsatz zu verletzen, weil es sonst einen heißen Tanz geben wird. Das Verhalten der Höll-Eigentümer in den letzten Jahren ist ein Alptraum für Illingen und viele Saarländer: rücksichtslos gegenüber der Gemeinde, rücksichtslos gegenüber Arbeitnehmern – rücksichtslos gegenüber Gemeinwohlinteressen. Dieses Spekulantengehabe hat die Entwicklung in Illingen ein Jahrzehnt blockiert. Höll-Eigner Gunter Thielen hätte als Ex-Chef der Bertelsmann-Stiftung, die den Kommunen immer erklärt, wie sie städtebauliche und demografische Probleme zu lösen haben, eigentlich Vorbildfunktion nach dem Motto „Eigentum verpflichtet“. Das Gegenteil ist der Fall. Anscheinend geht es hier nach dem Grundsatz: Eigennutz steht vor Gemeinnützigkeit. Herr Thielen sollte seinen Ehrentitel als Saarland-Botschafter aufgeben.

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge, was ist in diesem Jahr konkret passiert?

Armin König: Nachdem die SBB das Gelände gekauft hat und ein saarländischer Unternehmer konkretes Interesse angemeldet hat, konnten wir endlich das tun, was Höll als Alt-Eigentümer und Produzent längst hätte machen müssen: Altlasten-Untersuchungen für ein Rückbaukonzept, weil es wegen diverser Schadstoffe schlicht nicht möglich ist, alles platt zu machen. Stattdessen muss kontrolliert rückgebaut werden. Es gab eine photometrische Vermessung des Brauereiturms, weil keine aktuellen Pläne vorlagen, die statische Untersuchung der Standfestigkeit des Turms und betriebswirtschaftliche Untersuchungen über die Rentierlichkeit städtebaulicher Alternativen. Außerdem haben wir uns mit dem Bund im Förderprogramm Experimenteller Wohnungs- und Städtebau ExWost abgestimmt, eine Lenkungsgruppe Ortskernentwicklung gegründet und die Funktion eines Projektsteuerers ausgeschrieben, der seine Aufgaben schon aufgenommen hat. Es folgten die Einrichtung eines Ortskernbüros, Gespräche mit Grundstückseigentümern, planerische Vorabstimmungen mit dem Landesbetrieb für Straßenbau wegen eines Kreisels im Bereich Zehntscheune sowie Verhandlungen über die Bodenordnung und vieles mehr. Das ist eine der wichtigsten Phasen überhaupt, weil dabei die Grundlagen für eine tragfähige finanzielle und städtebauliche Lösung gelegt werden.

Gibt es noch Interessenten beispielsweise für den von allen gewünschten Einkaufsmarkt in der City? Nach der Renovierung von Rewe sind viele Bürger überzeugt, dass Rewe wohl kaum umziehen wird.

Armin König: Natürlich gibt es weiterhin Interessenten für den gewünschten und notwendigen Einkaufsmarkt. Die Rewe-Renovierung ist unabhängig vom Projekt in der City zu sehen, da vor einem Neubau noch Abriss und Erschließung erfolgen müssen. Rewe ist nicht der einzige Interessent. Es gibt Interessenten für Einkaufen, Wohnen und Dienstleistungen. Entscheidend werden Kosten und Rentabilität und die Landeszuschüsse für städtebauliche Funktionen sein. Wir erwarten, dass wir in ähnlichem Maße Unterstützung erfahren wie St. Wendel und andere Kommunen. Wir werden noch in diesem Jahr eine Bürger-Zukunftswerkstatt durchführen, bei der wir auch über den aktuellen Stand umfassend informieren.