Armin König

Axolotl Roadkill – der Offenbarungseid der Helene Hegemann und von Teilen der Literaturkritik

Es ist eines der schlechtesten Bücher, die ich je in der Hand hatte: Axolotl Roadkill von Helene Hegemann. Ich habe mir die Lektüre eine Buches angetan, das die einen Plagiat, die anderen Pop-Mix nennen, zusammengemischt von einer mäßig begabten jungen Frau namens Helene Hegemann. Bisher ist dem Wunderfräulein der deutschen Theater-, Film- und Literaturszene alles durchgegangen. Die immer boulevardesker inszenierte Literaturszene, die mehr und mehr zum billigen Geschäft verkommt, braucht solche jungen Heldinnen. Deutschland sucht den Superstar auf Literaturebene – und der produzierte Inhalt unterbietet noch (- kaum zu glauben! -) Bohlens DSDS-Niveaulosigkeit.

Schon jammen KritikerInnen und Verlagswerber, man könne Axolotl Roadkill nicht mehr unbefangen zur Hand nehmen. Wie soll man dies denn auch, wenn ganze Passagen erst von einem Blogger namens Airen geklaut wurden und erst nach der Enttarnung der Kopistin als Zitat gekennzeichnet wurden? Die Autorin geriert sich als Patchworkerin, die Copy-and-Paste als selbstverständliche Arbeitsweise der jungen Generation darstellen will. Ist es aber nicht! Wie viele Studierende sind deswegen schon aufgeflogen und mussten ihr Examen in den Wind schreiben!

Gut, dass renommierten Autoren dieser Mixed-Pickled-Art widersprochen haben.

Wenn Hegemann gestern in den Münchner Kammerspielen sagte, durch „Presse-Exzesse“ habe sie den „Glauben an die Kommunikation zwischen den Menschen“ verloren, dann haben wir den Glauben an die Einsichtsfähigkeit eines verhätschelten Theaterkinds verloren.  So abgebrüht, wie sie den großen literarischen Etikettenschwindel inszeniert hat, scheint die Theatermann-Tochter Hegemann doch nicht zu sein. Nach all den negativen Reaktionen gibt sie zu: „Eigentlich bin ich völlig fertig“ (Frankfurter Rundschau v. 7.3.2010). Das tut uns leid. Aber nach solchen Tricks hat sie die Strafe verdient.

Was hat Hegemann, die als Autorin keine fromme Helene ist,  erwartet, nach den radikalen Schilderungen angeblicher Drogen- und Sexorgien? Zustimmung für etwas, was man „Übergriffe“ oder „Gewalt antun“ nennen könnte? In einer Zeit, in der allenthalben Missbrauchsfälle aufgearbeitet werden?

Auch andere haben schon mit literarischen Schilderungen pornografischer Art (oder am Rand der Pornografie) provoziert. Man kann das, Frau auch. Aber wer dies wagt, muss es handwerklich und stilistisch können und die Reaktionen aushalten oder die Finger davon lassen. Erst provozieren, dann heulen – so läuft das nicht im Promi-Haifischbecken.

Fest steht, dass sie abgeschrieben hat, zunächst ohne Quellen zu nennen. Bei Amazon ist von überschaubaren „Raubzügen“ die Rede. Daraus hat sie ein pubertäres Traktat gemixt. Copy and Paste eben. Auch das darf man oder Frau. Ich möchte solche Brocken, die mir den Magen umdrehen, allerdings nicht freiwillig lesen. Sie aber hat uns diese schlecht verdauliche Kost aufgetischt.

Dass Hegemann es dabei allerdings nicht mit Autoren wie Burroughs aufnehmen kann, weiß der Leser nach wenigen Seiten. Zwischen den Groß-Provokateuren der Literatur und der kleinen Hegemann liegen Welten.

Schlechte sprachliche Umsetzung einer schlechten Idee – das ist mein Leseeindruck. Nichts an diesem Aufregerlein hält, was der Medienhype und die benebelten Kritiken von Iris Radisch und anderen Sterndeutern des Buchmarkts versprochen hatten.

Setzen, Sex-Klamotte. Pubertäre Aufwallungen.

Wer solche Pseudoliteratur gutheißt und verteidigt und gar für Preise nominiert, muss einen Blackout gehabt haben.

Ich kann dieses Buch wirklich NIEMANDEM empfehlen.

(c) 2010 Armin König