Armin König

Biedermann und die Brandstiftung: Sarrazin zündelt – Schmeißt ihn raus!

Bei historischen Vergleichen ist Vorsicht geboten, doch jetzt trifft es meiner Meinung nach zu: Die Entgleisung, die sich Thilo Sarrazin diesmal geleistet hat, erinnert fatal an die Propaganda der Nazis in der Weimarer Zeit. Sarrazin hatte sich diesmal über das Bildungsniveau vieler Zuwanderer „aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika“ ausgelassen: „Wir werden auf natürlichem Wege durchschnittlich dümmer.“

Damit nicht genug. Spiegel online berichtet, Sarrazin habe gesagt, Einwanderer bekämen zudem mehr Kinder als Deutsche. Es gebe „eine unterschiedliche Vermehrung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz“, sagte der frühere Finanzsenator Berlins. Intelligenz werde von Eltern an Kinder weitergegeben, der Erbanteil liege bei fast 80 Prozent.

Dass ein Prominenter solch einen Mist erzählt, indem er ganze Volksgruppen diskriminiert, ist schlimm genug. Zum Skandal wird es, wenn ein Bundesbanker solche diskriminierenden Äußerungen von sich gibt.

Es wäre von der Staatsanwaltschaft zu überprüfen, ob der Tatbestand des § 130 StGB, abs. 1 erfüllt ist. Danach wird u.a. bestraft, wer „die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er Teile der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet“.

Sarrazin zündelt. Da gilt die Sentenz: „Principiis obsta. Sero medicina paratur, cum mala per longas convaluere moras.“ – Wehret den Anfängen. Zu spät wird eine Medizin bereitet, wenn durch allzu lange Dauer das Übel erstarkt ist.“

Spontan ist mir Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ eingefallen.

Es ist Zeit, Sarrazin rauszuschmeißen. Aus der Bundesbank und aus der SPD. Dass die Bundeskanzlerin Sarrazin jetzt scharf gerügt hat, kann nur der Anfang sein. Die gelbe Karte hat er schon. Jetzt ist rot fällig.

Schlimm ist allerdings auch die Reaktion der Zuhörer, die von der Deutschen Presseagentur dpa übermittelt wurde: Einige der Zuhörer reagierten demnach mit einem Schmunzeln, erkennbare Unmutsäußerungen gab es nicht.