Heute über idw erhalten – passt gut zu den letzten Tagen: Berlin, 26. März 2009. Der demographische Wandel ist auch und vor allem eine Chance. Schreckensszenarien, wie sie im Begriff von der „vergreisenden Gesellschaft“ zum Ausdruck kommen, verkennen das Potenzial der gewonnenen Jahre. So lautet die Kernbotschaft der Empfehlungen der Akademiengruppe Altern in Deutschland, die heute Bundespräsident Horst Köhler in Berlin überreicht wurden. „In einer Bevölkerung, die älter wird und sich verringert, und in dem längeren Leben für jeden Einzelnen steckt, das haben wir uns bislang nur noch nicht klargemacht, viel Fortschrittspotenzial“, sagte der Berliner Historiker Prof. Dr. Jürgen Kocka, der Sprecher der aus 23 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen bestehenden Akademiengruppe. In dem 102 Seiten umfassenden Papier kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass sich Wohlstand und Wohlfahrt auch unter den Bedingungen des demographischen Wandels erhalten lassen. Allerdings müsse die Dynamik dieses Wandels genutzt werden, um notwendige Veränderungen auf den Weg zu bringen. „Unsere Gesellschaft und jeder Einzelne verfügen über große Reserven. Wir können es uns nicht leisten, diese Reserven brachliegen zu lassen“, sagte Prof. Kocka. Nach Auffassung der Akademiengruppe hindert uns gegenwärtig eine Mischung aus weit verbreiteten Fehlurteilen über das Alter und das Altern sowie aus überkommenen Strukturen und Gewohnheiten daran, die Chancen des demographischen Wandels zu be- und ergreifen. „Unser Blick auf das Alter wird häufig von Legenden und Klischees bestimmt, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben“, sagte Kocka. Ein Teil der Empfehlungen beschäftigt sich deshalb mit der Darstellung und Widerlegung solcher Legenden und will damit zur Entstehung eines neuen Altersbildes beitragen, das der Wirklichkeit besser gerecht wird. Denn die Empfehlungen stellen klar: Was wir hier und heute als Realität des Alters und des Alterns beobachten, ist nicht Ausdruck eines naturgesetzlich bestimmten Verlaufes menschlicher Entwicklung, sondern das Ergebnis der Wechselwirkung zwischen biologischen Grundbedingungen und Einflüssen, die von der Gesellschaft und vom Einzelnen gestaltet werden. Die enorme Verlängerung der durchschnittlichen Lebenserwartung in den letzten 150 Jahren ist beredtes Beispiel für die Wirkungsmächtigkeit von medizinischen Erkenntnissen, Bildung, Ernährung und Arbeitsorganisation.