Armin König

Das Wort zur Woche: Von Höll, Mindestlöhnen, Leiharbeitern und einem großartigen Bußprediger

Als wir sagten: „Wir machen das jetzt selbst mit dem Höll-Gelände“, wussten wir, dass wir keine leichte Aufgabe übernehmen. Der Bund stellt uns aus gutem Grund einen hohen Förderbetrag für Planung, Entwicklung und Bürgerbeteiligung zur Verfügung. Darüber haben wir in der letzten Woche sehr intensiv im Ausschuss beraten. 3 Stunden lang haben wir uns informiert, diskutiert, analysiert und motiviert. Wären wir anders gestrickt, könnten wir fast Angst vor der eigenen Courage haben. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass über 90 % der deutschen Kommunen dieses Geschäft den Privaten überlässt. Wir haben aber keine Angst, denn auch die Privaten kochen nur mit Wasser, und auch sie stoßen bundesweit an Grenzen. Und ihre Rechenmodelle kennen wir inzwischen auch. Wir haben uns dieses Renditerechnen und das Feilschen zehn Jahre lang angeschaut und festgestellt: Das wird so nichts. Wir haben zwei große Vorteile: Wir müssen als Kommune keine 7 Prozent Rendite für geschlossene Fonds erwirtschaften, und wir arbeiten mit Herzblut für das Wohl der eigenen Gemeinde. Natürlich ersetzt Leidenschaft nicht kühles Rechnen. Wir kennen unsere Möglichkeiten. Aber wir kennen auch die Chancen, und die wollen wir nutzen. Jetzt stehen wir landesweit unter Beobachtung, weil wir den Mut haben, das Problem selbst zu lösen. Illusionen haben wir keine. Wir sind zehn Jahre lang von Höll und Investoren desillusioniert worden. Trotzdem sage ich: Wir schaffen das, weil wir das Projekt professionell und motiviert angehen. Wir stürzen uns nicht in Abenteuer, sondern planen nach unseren Maßstäben. Nicht Größe ist entscheidend, sondern Qualität. Das Geheimnis heißt: kooperativ und vernetzt handeln. Es kommt nicht darauf an wer der Schönste und Beste ist. Das Ergebnis zählt. Dafür braucht man systematische Vorbereitung, gute Ideen, kreative Köpfe, kluge Haushälter, Fördermittel und ein Gefühl für die Heimat. Und Mut. Aber den hatten wir schon immer.
Zum Alteigentümer will ich nicht viel sagen, ich bin ja kein Bußprediger. Wir erleben derzeit den Tiefpunkt einer elfjährigen Entwicklung. Dass nun Arbeiterinnen und Arbeiter aus unserer Heimat durch rumänische Leiharbeiter ersetzt werden, passt ins Bild: von der überstürzten Flucht nach Saarbrücken bis zur Insolvenz. Die Ereignisse beweisen, dass wir branchenweit Mindestlöhne und europäische Sozialstandards brauchen. Es ist nicht im Sinne der sozialen Marktwirtschaft, dass Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden und die Kommunen und die öffentliche Hand am Ende blechen sollen – für provozierte Arbeitlosigkeit und Hartz-IV-Aufstockung. Es ist nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, Managementfehler auszubügeln, wie es die Gewerkschaft zu Recht angemerkt hat. Wäre ich Bußprediger, würde ich den Verantwortlichen die Leviten lesen. Ich bin aber nur ein Landbürgermeister, der versucht, mit seinem Gemeinderat und renommierten Experten aus einer ziemlich verfahrenen Situation eine Chance für die Zukunft zu machen.
Wir haben aber doch einen neuen Bußprediger in unserer Gemeinde. Es ist ein politischer Bußprediger, ein „Derblecker“, der den Prominenten die Meinung geigt und die Leviten liest. Dieser Prediger hatte am Samstag bei der wunderbaren Kappensitzung der „Ischele“ einen außergewöhnlichen Auftritt. Wie Thomas Kuhn auf der Bühne der Seelbachhalle aufgetreten ist, das war bundesligareif. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den letzten Jahren im Saarland eine solch geschliffene politische Rede gehört hätte. Großartig, wie unser Fastnachts-Fastenprediger die Großkopfeten zurechtgelegt, gebürstet und auseinandergenommen hat. Das war intellektuell brillant, versmäßig perfekt und außerordentlich witzig. Bei allem Stolz und aller Freude über diese Entdeckung wollen wir aber nicht ein „Urgestein“ unseres Theater-, Fastnachts- und Kul-turlebens vergessen, dem es momentan nicht so gut geht: Wolfgang Spaniol, genannt „Leeb“. Der souveräne, spontane Ischel-Präsident Christoph Meiser, der ein Feeling für die Situation hat, zündete gleich zu Beginn der Sitzung eine Kerze für Wolfgang und all diejenigen an, die die Sitzungen nicht mitverfolgen kön-nen, weil sie erkrankt sind. Wir denken an sie und wünschen Ihnen gute Genesung und alles Gute.