Armin König

Der gute Samariter Benjamin Marx und sein Vorbild Arnold Fortuin

Es gibt sie noch, die guten Samariter, die sich für Menschen einsetzen, an denen andere Zeitgenossen achtlos vorübergehen, Samariter, die nicht die Augen verschließen vor offenkundigem Elend, vor gewaltigen Problemen. Es sind Samariter, die Menschen nicht abstempeln als Außenseiter, sondern sich einlassen auf Sorgen und Nöte, die Vorurteile überwinden. Es geht um Menschlichkeit, um Hilfsbereitschaft, um christliche Nächstenliebe. Diese guten Samariter ecken schon mal an, sie greifen ein, auch wenn sie keine Auszeichnung zu erwarten haben, kein Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich, keinen Ehrenplatz an der Tafel. Einer dieser Samariter stammt aus Wustweiler, lebt in Köln und hat in Berlin-Neukölln ein Projekt gestartet, über das Medien aus der ganzen Welt berichten. Das hat Gründe: Denn es geht um ein außergewöhnliches Integrationsprojekt mit Zuwanderern, die in unserer Wohlstandsgesellschaft vergessen und missachtet und von einem engagierten Christen gerettet wurden. Mitten unter uns, im digitalisierten Global Village, dem allumfassenden, internetgeprägten globalen Dorf, hilft einer Notleidenden, die zwischen die Mühlen der politischen Auseinandersetzung zu geraten drohten.

Über ein Jahr ist es her, dass die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH aus Köln einen Wohnkomplex in der Harzer Straße/Treptower Straße in Neukölln erwarb und ihn durch systematische bestandsaufwertende und soziale Maßnahmen zu einem Leuchtturm-Projekt der Integration umgestaltete. Initiator ist der Immobilienmanager Benjamin Marx, der Bruder des legendären Kulturpflegers von Wustweiler, Rudi Marx. Benjamin Marx konnte das Elend in der Harzer Straße nicht ansehen, wo Menschen unter unzumutbaren Bedingungen hausten. Er packte an, kaufte den Gebäudekomplex für sein katholisches Unternehmen, sicherte sich die Unterstützung des Berliner Erzbischofs Woelki und des Berliner Senats und stellte eines der größten und wichtigsten Integrationsprojekte in Deutschland auf die Beine. Und weil seine Schützlinge Roma sind, nannte er das Haus nach dem Mann, der zum Schutzpatron der Sinti und Roma geworden ist: Arnold Fortuin. Der frühere Pfarrer von Illingen und Begründer der „Zigeunerwallfahrt“ gilt mittlerweile als „Arnold Schindler der Sinti und Roma“, weil er in der Nazizeit Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt hat. Er wird verehrt und auch in Kirchenkreisen geachtet. Nur in Illingen erfährt man leider kaum noch etwas über ihn. Er ist fast vergessen.  Am Freitag findet auf Initiative der Siedlungsgesellschaft und des Initiators Benjamin Marx sowie aller 300 Bewohner die Einweihung des Wohnprojekts statt. Mit der Übergabe der Häuser an ihre Bestimmung wird ihnen zugleich der neue Name „Arnold-Fortuin-Haus“ verliehen. Künstler haben ein beeindruckendes Fassadengemälde geschaffen, Bewohner haben tatkräftig mit angepackt. Erzbischof Rainer Maria Woelki wird um 9:30 Uhr eine Festmesse im Festzelt im Hofbereich des Gebäudes Treptower Straße/Harzer Straße halten. Einfach wird es sein, nicht mit inszenierter Volksnähe, sondern total normal, total integrativ. Anschließend bittet Benjamin Marx Gäste um „Denkanstöße“ aus Kirche, Politik und Gesellschaft. Staatsministerin Maria Böhmer, der Sinti- und Roma-Vorsiteznde Romani Rose, Prälat Dr. Klaus Jüsten von der Deutschen Bischofskonferenz und der Kölner Caritaspfarrer Matthias Schnegg werden reden, und weil ich auf Wunsch von Herrn Marx einen „Denkanstoß“ von Arnold Fortuins ehemaliger Wirkungsstätte geben soll, wäre ich sehr froh, wenn Sie mir noch ein paar Geschichten über Arnold Fortuin schreiben oder mailen könnten. Und auch über Fotos würden sich die Berliner sehr freuen.