Armin König

Die FDP und der Guttenberg-Effekt

Die FDP ist im Umfrage-Tief, Guido Westerwelle attackiert wie ein wilder Stier, obwohl er doch eigentlich als Außenminister Contenace zeigen müsste und damit Punkte einfahren könnte. Aber irgendwie haben wir den Eindruck, als habe er das Regierungsprinzip noch nicht ganz verstanden. Statt abzurüsten, feuert er Panzerfäuste. Der Panzer ist der Sozialstaat, gegen den er die Besserverdienenden (ab wieviel Euro ?) verteidigen will. Neben der Panzerfaust soll schweres Geschütz helfen. Und so schiesst er seit Tagen sein Trommelfeuer, obwohl Strategen ihm beibringen könnten, dass dies im Gefecht wenig Erfolg verspricht. Schon wird in Blogs über das sinkende Schiff FDP gemunkelt. Aber so weit ist es natürlich nicht, wird es wohl auch nicht kommen.

Die FDP muss nur ihre Personalprobleme lösen.

Die lassen sich am besten in der Wirtschaftspolitik demonstrieren.

Das FDP-Problem hat einen Namen und heißt Guttenberg-Effekt. Zum ersten Mal seit Jahren (oder Jarhzehnten?) hatte die deutsche Wirtschaft nach der Ablösung von Michel Glos und der Berufung von Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenbergeinen Minister, von dem sie sich nobel und standesgemäß repräsentiert fühlte. Er sprach wie die Manager, er trat auf wie ein Manager, er hat Manieren, er hat Stil, er repräsentiert Elite authentisch. Doch er durfte nicht bleiben. Es kam die Wahl, und Guttenberg ging, und ihm folgte das kleine Brüderle.

Der Kontrast hätte kaum größer sein können: hier der weltgewandte, gebildete Freiherr, dort der Weinminister aus der Provinz. Die Enttäuschung wird bleiben.

Auch bei den Ärzten prägen Kontraste das Bild: hier die souverän auftretende CDU-Ärztin von der Leyen, die sich auch durch Niederlagen nicht umhauen lässt, dort der „Arzt im Praktikum“ (Süddeutsche) Philipp Rösler.

Die Konflikte sind allerdings nicht aufzulösen. Nicht mit dem kleinen Brüderle aus der Weinprovinz, nicht mit dem „Arzt im Praktikum“ (SZ) Philipp Rösler, nicht mit einem Außenminister, der draufhaut, statt (wie Merkel zu Beginn ihrer Amtszeit) souverän Diplomatentermine zu zelebrieren. Ach, es ist ein Jammer. Und dann hat Westerwelle noch ein Eifersuchtsproblem.

Googelt man Westerwelle und Guttenberg, findet man schon auf der ersten Seite erstaunliche Ergebnisse:

17. November: Westerwelle gegen Guttenberg: Das Duell ums Äußere (RP Online)

19. November 2009: Guttenberg oder Westerwelle: Wer macht die bessere Figur? (Tagesschau)

20. November 2009: Westerwelle vs. Guttenberg: Fernduell der Überflieger (Spiegel online).

Das Duell hat Guttenberg gewonnen – weil Westerwelle bis heute so unsouverän reagiert.

Er spielt Opposition und Regierung gleichermaßen. Das kann nicht funktionieren. Opposition ist Mist, hat Müntefering gesagt – und er hat Recht.

Warum verlässt sich Westerwelle dann nicht einfach aufs Regieren und die Macht des Faktischen. Es stimmt schon, wenn @zeitonline schreibt:

Unbeirrbar wütend. Die #FDP hat ein Problem: Sie weiß nicht, wie man sich zurücknimmt.

Also, liebe FDP: weniger Krawall, keine Kopfpauschale und mehr Gelassenheit. Und gutes Personal.

(c) illiconvalley 2010

Dieser Artikel darf nicht von Helene Hegemann, Jens Lindner oder anderen Blogsamplern gemixt und ohne Quellenangaben verwandt werden.