Armin König

Facebook, NSA und Datenspione

Politik ist Kommunikation, gelingende, gestörte, gescheiterte. Und auch Verwaltung hat viel mit Kommunikation zu tun. Mal funktioniert sie, mal funktioniert sie nicht: die Kommunikation und die Verwaltung. Im Idealfall sollte sie möglichst fehlerlos funktionieren. In der Realität funktioniert sie gut, aber nicht problemlos. An der Verbesserung arbeiten wir. Wenn Kommunikation aber dadurch gestört wird, dass sie schamlos abgehört wird, ist dies nicht akzeptabel. Wenn die US-Regierung tatsächlich das Kanzlerinnenhandy des besten Bündnispartners ausspioniert hat, worauf momentan vieles hindeutet, dann ist das ein unglaublicher Vertrauensbruch. Die Nachrichten dieser Tage lenken den Blick auf den wohl größten Datenskandal alles Zeiten.

Warum das Thema hier in diesem lokalen Kommentar stattfindet? Weil es sich nicht allein um einen Skandal „da oben“ in Regierungssphären handelt, sondern auch bei uns im Global Village. Internet gibt’s längst in jeder kleinsten Hütte. Wir facebooken, amazonieren, googlen, und dabei liefern wir unsere privatesten Daten frei Haus an die Amerikaner und womöglich an US-Überwachungsdienste. Gefällt mir gar nicht.

Ich habe 2012 einen Vortrag bei der VHS Illingen gehalten, wo ich darauf hingewiesen habe, dass jeder Facebooker einer „Datenverwendungsrichtlinie“ zustimmt, die dem Daten-Missbrauch Tür und Tor öffnet. Vermutlich hat kaum jemand diese gerade unglaubliche „Datenverwendungsrichtlinie“ gelesen, bevor er „gefällt mir“ angeklickt, gepostet oder kommentiert hat. Man findet die „Richtlinie“ absurderweise unter „Datenschutz“. Und Sie sollten lesen, was Sie Facebook alles erlauben. Gefällt uns eigentlich gar nicht.

Ich räume ein, dass auch ich bisher keine Konsequenzen gezogen habe, obwohl ich es wusste. Es war ja so schön, mit über 3000 Menschen („Freunden“) in Kontakt zu stehen. Aber eigentlich ist das alles Illusionstheater. Der Angriff auf das Kanzlerinnenhandy hat uns die Augen geöffnet. Er macht eine neue Qualität der Freiheitsgefährdung deutlich. Wer ausspioniert wird, kann nicht mehr frei und unbefangen handeln. Ich halte dies für einen fundamentalen Angriff auf die Demokratie – unter dem Deckmantel der Terrorabwehr werden Grundrechte von einem fremden Staat ausgehebelt. Sie werden mich nun wohl für längere Zeit nicht mehr über Facebook erreichen, weil Facebook ein wesentlicher Teil des amerikanischen Datenimperiums ist. Auch als Gemeinde werden wir die Facebook-Aktivitäten in absehbarer Zeit einstellen, so sehr uns das Netzwerk auch bei Veranstaltungsankündigungen geholfen hat. Aber der Preis erscheint derzeit zu hoch. Schade um die vielen schönen Kontakte. Aber die Schlapphüte und ihre Helfershelfer standen nie auf unserer Freundesliste. Gefallen uns nicht.

Da lob ich mir die echten Freunde: Die Chöre, die Jazzer, die Blasmusiker beispielsweise. Und die Aktion Palca. Die Amici Cantus laden für den 1. November zu einem bemerkenswerten Allerheiligen-Konzert (18 Uhr) nach St. Stephan ein, der Musikverein Wustweiler präsentiert erstmals am 9. November in der Illipse (20 Uhr) die italienischen Momente im Leben mit Vino e Musica (e Letteratura), und bei der Aktion Palca heißt es vom 19. bis 24. November „Impression musicale“ und „Back to the Roots“ – zurück zu den Wurzeln. Die Gemeinde Illingen präsentiert am 12. November mit dem „Amaryllis-Quartett“ eines der besten Klassikquartette Deutschlands in der Illipse (20 Uhr).  Gefällt mir.

Mit Spannung warten wir auch auf den provozierenden Vortrag von Roland Gruber: „Ist in Illingen die Baukultur Wurst? Wir können auch anders“ am 4. November um 19 Uhr im Foyer der Illipse. Roland Gruber, „Aufmischer“, Animateur, Architekt, Gestalter, Meister einer modernen Baukultur, redet Tacheles und will die Illinger motivieren, sich nicht von der Höll-Ruine lähmen zu lassen. Der Eintritt ist frei. Gefällt mir auch.

Wir sehen uns dann im wahren Leben, dem „real life“. Facebook kann warten…