Natürlich macht man mit Titelbildern Politik. Und natürlich weckt man mit Titelbildern Emotionen. Boulevardzeitungen beherrschen dieses Spiel aus dem Effeff. Den Focus hatten wir bisher nicht in dieser Kategorie. Zumindest meistens nicht. Helmut Markwort wahrte die Contenance und hielt sich an Regeln.
Das neueste Titelblatt mit Christian Wulff als Schnauzer-Türken-Klischee-Mann mit Gebets-Takke auf dem Kopf aber ist der Volleinstieg eines „Nachrichten“-Magazins in die Kategorie der britischen Massenblätter. Dieses Titelbild ist offensichtlich keine Entgleisung eines verirrten Bild- oder Titelredakteurs. Es ist aufwendig produziert – Doppelaufschlagtitel – und ganz offensichtlich gezielt montiert. Schon letzte Woche hat Wolfram Weimer Wulff in einer kulturkämpferischen Ausgabe hart attackiert. Er warf ihm „die Gutmenschen-Verwechslung von Abendland und Morgenland“ vor. Deutschland sei „keine Umkleidekabine der Kulturen“ – ein hirnrissiger Vorwurf, weil der Bundespräsident nichts dergleich gesagt hatte. Nun spielt der Focus selbst „Umkleidekabine der Kulturen“ und drapiert den Präsidenten mit einem karikaturistischen Balkan-Schnauzer und einer Takke, der Fez-ähnlichen muslimischen Gebetsmütze. Man merkt die Absicht ist ist erzürnt.
Das ist unterste Schublade, Leute.
Weimer hat ein Vorbild, dem auch journalistisch nahe steht: Es ist Roger Köppel, der Verleger und Chefredaktor der Schweizer „Weltwoche“, den die FAZ „Einpeitscher der Schweizer Publizistik“ genannt hat.
Müssen wir uns beim „Focus“ jetzt auf eine ähnliche Linie einstellen? Auf ein rechtskonservatives Einpeitscher-Magazin? So etwas mag ich nicht lesen. Der Focus gehört die längste Zeit zu meinem freiwilligen Lesestoff.