Armin König

Frei denken, frei reden, frei schreiben – vom Sinn eines Blogs in dieser Zeit

Risiko! Einer schreibt auf, was er denkt und tut – als subjektiver Chronist einer Gemeinde in Deutschland.
Ob sich ein Landbürgermeister freies Denken und Schreiben als Blogger erlauben kann? Warum nicht? Die Verfassung gestattet es ihm: Er darf frei denken, frei reden, freimütig schreiben, muss aber damit rechnen, dass er beim Wort genommen wird, wenn er sein Tagebuch öffentlich macht, sein Blog zum freien Lesen und Kommentieren freigibt.
Und ich habe es öffentlich gemacht, und es wird wahrgenommen und für wahr genommen. Das hat mich fürwahr überrascht. Dass man noch ernst genommen wird in diesen Tagen, da Politiker nahezu jegliches Vertrauen verspielt haben.
Es scheint, als seien wir als lokale Akteure doch nicht ganz machtlos. Umso wichtiger ist es, authentisch zu bleiben, selbstkritisch, offen und oft genug unbequem, auch wenn es den klugen Landes- und Bundespolitikern dort droben auf dem Polit-Olymp, die die Weisheit gepachtet haben,  nicht gefällt.
„Indem man es nicht verschweigt, sondern es aufschreibt, bekennt man sich zu seinem Denken, das bestenfalls für den Augenblick und für den Standort stimmt, da es sich erzeugt.“ Hat Max Frisch geschrieben und damit Maßstäbe gesetzt für das private Tagebuch – und für das politische zumal. Ich mag Frischs Schreibe, und ich schätze seine Tagebücher. Seine Sätze lese ich gern und orientiere mich an ihnen.

Seismograph sein. Erschütterungen registrieren. Bewegungen dokumentieren.
Ich werde die Feder hinhalten, um all die kleinen und großen Erdbeben in der Provinz zu registrieren. Das mag nicht immer bequem sein, weil einer den anderen kennt, aber es scheint mir notwendig. Weil die offiziellen Chroniken zuviel verschweigen und zuweilen die falschen Helden beschreiben.
Notieren, was zu notieren ist:
Skizzen, Kommentare, Essays, Meinungen, Stimmungen.
Kritisch, politisch.
Eine Spur hinterlassen.
Das ist schon mehr, als man erwarten kann.

Frei denken, frei reden,frei schreiben – und die Welt liest mit. Nie war es so einfach, so viele Menschen mit einem Tagebuch zu erreichen wie heute, da nichts einfacher ist, als zu bloggen.

So viel Zivilcourage muss sein in diesen unruhigen Zeiten.

Dass man auch handeln kann als Politiker, die Welt bewegen kann, davon werde ich ein anderes Mal schreiben. Es ist eine mindestens ebenso spannende Geschichte.