Highway to H(O)ELL – Städtebauförderung ist der Generalschlüssel zur Zukunft für Kommunen

Highway to Höll heißt es diesmal bei diesem Tag der Städtebauförderung.

Der Satz hat doppelten Boden: Höll war der letzte Besitzer der Industriebrache, in der wir bei diesem 4. Tag der Städtebauförderung Auferstehung feiern, und was Höll hinterlassen hat, war Bruch und Dalles, wie die Saarländer sagen, war die Hölle für die Kommune. Nach diesem Highway to H(O)ELL ist es ein Segen, dass wir nun in eine sonnige Zukunft sehen.

Wir sind stolz, dass wir Illinger den saarlandweiten 4. Tag der Städtebauförderung ausrichten dürfen. Das passt auch, weil wir Illinger auf 44 Jahre Städtebauförderung zurückblicken können.

Da war und ist immer Feuer drin, in jeder Hinsicht, deshalb der Auftakt mit Feuershow und Highway to Hell. AC/DC war der standesgemäße Auftakt.

Wir haben Sie eingeladen in eine Baustelle, weil Städtebau immer Baustelle und Abenteuer-Spielplatz ist.
Dies ist eine besondere Baustelle mitten im Zentrum der Gemeinde, wo wir Neues wagen. Wir knüpfen ein Netz: Wir verknüpfen Menschen, wir verknüpfen Dienstleistungen, wir verknüpfen Wege, wir verknüpfen Abschnitte der Ortsgeschichte. Von der Holweck-Brauerei über Hölls Wurstfabrik zur Brauturmgalerie war es ein weiter Weg. Dabei haben die Suche nach Reiferäumen für regionalen Käse und ein unkonventioneller Architekt und Baukultur-Fan aus Österreich die wichtigste Rolle gespielt. Aus Hölls Schutt und Schrott, Bruch und Dalles, den Hinterlassenschaften kapitalistischer Fehlentwicklungen, wurde eines der anspruchsvollsten Städtebauprojekte des Saarlandes. Wir sind auf bestem Wege, wie man jetzt eindrucksvoll sehen kann.

Aber es war und ist ein steiniger Weg. Wir haben es uns nie leicht gemacht. Die Herausforderungen der Demografie und der Globalisierung haben wir angenommen. Wir haben die Ausbreitung der Wohngemeinde in die Ränder gestoppt, gegen Widerstände auch, und die Mitte gestärkt.

Diese Mitte macht uns heute so stark.

Meine Botschaften heute:

Städtebauförderung ist der Generalschlüssel, der das Tor zur Zukunft weit öffnet.
Unsere Zukunft liegen MITTENDRIN, nicht an den Ortsrändern.

9 Millionen Euro sind in Illingen von 1974 bis zur Schlussabrechnung der ersten Phase 2011 von Bund und Land geflossen. 6,2 Millionen Euro sind jetzt im Verfügungsrahmen. Und das ist nicht das Ende der Fahnenstange. Weitere 3,6 Millionen Euro kommen vom Bund in einem Sonderprogramm für die Sanierung der Illtalhalle, einer Mehrzweckhalle aus den 1970er Jahren.

Diese 20 knapp Millionen waren der Hebel für Investitionen von mehr als 50 Millionen Euro mit Dutzenden von Einzelprojekten, die im Laufe der Jahre zu einem Ganzen geworden sind.
Wir haben Dutzende Stellwände aufgestellt mit Wandzeitungen erstellt, auf denen man lesen kann, wie wir und die anderen beteiligten Saar-Kommunen das mit der Städtebauförderung machen. Unser Vorschlag: Kupfern Sie ab, aber gehen Sie Ihren eigenen Weg.

Achtung, sagt der Praktiker: Dieser Weg kann kein leichter sein. Manchmal muss man durchs Fegefeuer, um zu himmlischen Erfolgen zu gelangen. Wir haben Erfolge gefeiert, und wir haben auch herbe Rückschläge erlebt. Man braucht einen langen Atem. Geht euren eigenen Weg. Gebt eurer Gemeinde ein Gesicht. Und vergesst niemals die Geschichte. Identität macht das Spiel.

Damit haben wir drei Botschaften:

Städtebauförderung ist der Generalschlüssel, der das Tor zur Zukunft weit öffnet.
Unsere Zukunft liegen MITTENDRIN, nicht an den Ortsrändern.
IDENTITÄT macht das Spiel – mit Kultur und Geschichte, Vergangenheit und Zukunft

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

Neues zu wagen ist eine Riesenchance, gerade für das Saarland. Animieren Sie die Kommunen dazu. Wir brauchen Originalität, Individualität. Und neues Leben mittendrin.

Yes we can, hat Obama gesagt. Yes we Can hat Bob, der Baumeister gesagt. 
Irgendwie sind wir alle Bob der Baumeister. Und damit dieser 4. Tag der Städtebauförderung auch programmatisch Zeichen setzt, habe ich ein Illinger Manifest zum Städtebau geschrieben – kurz und knackig.

1. Städtebauförderung braucht Wertschätzung. Sie ist eine Riesenchance für Kommunen.
2. Städtebau braucht Mutmacher und Mitmacher, keine Laumänner und Bedenkenträger.
3. Städtebau braucht Visionen und Experimente und weniger Hürden. Das heißt auch: Viel mehr experimentelle Formen und weniger vorbereitende Untersuchungen.
4. Städtebau braucht Partizipation von Anfang an, echte Teilhabe statt Pseudo-Beteiligung. „Was alle angeht, können nur alle lösen.“*
5. Städtebau braucht Profis auf allen Seiten des Tisches, die sich vernetzen und kooperieren und deren Arbeit wertgeschätzt wird.
6. Städtebau braucht Ressourcen. Überall und nachhaltig: Geld, Personal, Netzwerke, Unterstützung. Der Erfahrungsaustausch ist wichtig.
7. Städtebau braucht ein Portal für Kommunen, Behörden, Profis, Öffentlichkeit, Studierende, Medien.
8. Städtebau braucht ein Gesicht. In jeder Gemeinde.
9. Städtebau braucht Mut zur Mitte. Dort spielt sich das Leben ab.
10. Städtebau braucht Mut zur Kooperation zwischen Kommunen und Privaten, Behörden und Bevölkerung, Gewerbe und Gemeinde, Werbern und Wohn-Interessierten. Damit wir alle wieder zur Mitte finden. Denn dort wollen wir wohnen und leben.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Die Bauleute spüren das nach dem ersten Spatenstich schon. Wir freuen uns schon auf die Fertigstellung der einzelnen Module. In ein paar Monaten können viele Menschen in dieser neuen Mitte wohnen, leben, arbeiten, einkaufen, essen, trinken, genießen.

Die Freiraumplaner sind beauftragt. Es sind Dutt und Kist, herzlichen Glückwunsch zum Erfolg. Frielinghaus und Partner haben den maßgeblichen Entwurf für den ASB-Plan geliefert, die Gemeinde hat die erneute Auslegung des Bebauungsplans Illingen VI auf den Weg gebracht. Es läuft jetzt.
Toll, dass die Städtebauförderung das ermöglicht hat.


Hier an Ort und Stelle zeigen wir, dass auch die Kunst von existenzieller Bedeutung ist. Kunst ist kein Beiwerk. Und die Kunst soll auch nicht nach Brot gehen, wie Lessing sagt. György Lehoczky hat nicht nur in der Barockkirche St. Stephan mit Glasbildern Zeichen gesetzt. Er hat auch ein Fries für den Wurstproduzenten Höll geschaffen – das Einzige dieser Art im Saarland. Leider hat Höll seine Wurzeln vergessen für schnellen Profit und dabei Heimat und Kultur vergessen. Das war ein Riesenfehler. Das Wurst-Unternehmen ist untergegangen, die Kunst hat überlebt. Auch das ist ein Signal. Dass die Kunst nicht nach Brot geht und dass sie auch nicht Wurst ist. Wir werden das Lehoczky-Fries, das wir gerettet haben, an neuer Stelle gleich enthüllen. Ein Fries für Herrn Fries und die Menschen, die hier wohnen. Das kann kein Zufall sein.

Zum Schluss möchte ich danken:
Dem Land, vertreten durch den Ministerpräsidenten, für das Vertrauen, dass wir Illinger immer wieder genießen, der Städtebauförderung mit Herrn Rupp, Herrn Müller-Zick, Frau Lamsfuß und Frau Uhlig, Herrn Franz, Gerd-Rainer Damm, der uns immer gefördert hat,
dem Büro Kernplan mit Hugo Kern und Sara End für die intensive Vorbereitung, Begleitung und Dokumentation und die jahrelangen fruchtbaren Analysen und Debatten,
der Brauturmgalerie für ihren Mut und ihre Gastfreundschaft und ihre tolle Kooperation, insbesondere Jörg Michael Fries und seinem Team, meinem Dream-Team mit Dr. Andrea Berger und Pascal Meiser und allen Kolleginnen und Kollegen, die sich heute auf den Weg gemacht haben. Ich danke der ehrenamtlichen Lenkungsgruppe mit Dr. Reinhard Christian und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern, dem innovativen, geduldigen Zentrumsmanager Detlef Lilier, den Nachbarn und allen Entscheidungsträgern. Und Tobias Hans, dass er uns als Ministerpräsident die Ehre gibt.

Highway to Höll. Another Way to Paradise.
Wir sind die Mutigen. Wir sind die Zukunft.
Willkommen in Illingen. Lassen Sie sich überraschen. Lassen Sie sich verzaubern. Lassen Sie sich anfeuern. Yes We Can. Ja, wir schaffen das. Gebt der Zukunft eine Chance.
Wenn nicht jetzt, wann dann?

Dr. Armin König