Illingen will neue Akzente in der Demografiepolitik setzen

Illingens Bürgermeister Armin König will neue Schwerpunkte in der Demografiepolitik setzen. „Wir waren lange genug Vorreiter beim Thema Schrumpfung und Alterung. Jetzt wollen wir stärker den Familien- und Generationenansatz und das Thema Wohnen propagieren. „Schon jetzt haben wir wirklich viel zu bieten für Familien“, schreibt König, der Mitte Juli noch Hauptreferent beim Start der baden-württembergischen Demografie-Aktion „Familienfreundlich, bürgeraktiv, demografiesensibel – Die Zukunft der Kommune gemeinsam gestalten“ in Stuttgart war. Aber es gebe auch neue Herausforderungen, etwa in der altersübergreifenden Generationenpolitik, für die es noch keine Lösungen gebe. „Die möchte ich gern mit entwickeln und auf den Weg bringen.“

Das Thema Leerstandsmanagement werde man noch bis zur Konferenz der neun europäischen „Creative Villages“ im März nächsten Jahres (in Illingen) offensiv transportieren, dann aber die Schwerpunkte spürbar verändern.

Für König war Stuttgart ein wichtiger Impuls, die Aufgaben neu zu formulieren und neue Reize zu setzen: „Vor vier Jahren war unsere Demografie-Strategie saarlandweit wegweisend. Wir haben das Experiment gewagt, negative Trends offen und ehrlich zu kommunizieren und die Bürger zur Mitarbeit aufzurufen. Inzwischen sind viele Kommunen bundesweit aktiv geworden, denen es viel schlechter geht als uns. Wir haben inzwischen die Haus-Leerstandsprobleme in den Griff bekommen. Außerdem haben wir festgestellt, dass man neue Reize setzen muss. Ich möchte ein neues Image für Illingen: Pfiffig, bildungsaktiv, kulturaktiv, präventiv, gut zu Kindern, gut für die ganze Familie“. Im neuen Leitbild sei die ältere Generation mit eingeschlossen. „Wir brauchen neue Wohnformen und neue innerörtliche Wohnmodelle.“

Dank des Zukunftsprojekts Illingen 2030 könne die Gemeinde Illingen schon jetzt auf einem hervorragenden, zukunftsweisenden Angebot aufbauen, das Beruf und Familie, Kindererziehung, Bildung und Freizeit miteinander verbinde. „Wir gehören mit unseren Angeboten wirklich zur Spitzengruppe der saarländischen Gemeinden. Schauen Sie sich unsere Kindergärten an, unser Betreuungsangebot, den Ausbau der Krippenplätze. Ich erinnere an Hirzweiler-Welschbach, Hüttigweiler, Illingen, die evangelische Kita in Uchtelfangen. In Hüttigweiler wird das Angebot erweitert, in Wustweiler wird gebaut, für die katholische Kita Uchtelfangen liegen zukunftsweisende Ausbaupläne vor. Wir sind total kinderfreundlich.“

Illingen habe Kinderparlamente, aktive Schulen, freiwillige Ganztagsschulen, Kultur für Kinder, Konzerte für Kinder, Sport für Kinder, ein herrliches Freibad, ein modernes Hallenbad, gut ausgestattete Hallen, Tennisplätze, Kunstrasenplätze, ein Stadion mit Kunststoff-Laufbahn, eine neue Leichtathletikanlage am Schulzentrum Illingen, ein aktives Juz. Wir haben klasse Vereine und sehr engagierte Übungsleiter, Trainer, Betreuer, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer. Wir haben eines der besten Gymnasien im Saarland. Das Illtal-Gymnasium ist Unesco-Schule, Schule gegen Rassismus, Projektschule. Wir haben eine Gemeinschaftsschule, die seit Jahren mit Musik- und Sportprojekten punktet, wir haben aktive Grundschulen, eine schöne Bücherei in Illingen, ehrenamtliche Buchprojekte, Leseprojekte in Schulen, eine super Sommerfreizeit, Präventionsprojekte, Mädchencafé, Elternseminare über VHS und Gemeinde und vieles mehr, was Familien zu Gute komme. Dazu gehörten die Familien-, die Sozial- und die Ehrenamtskarte. „Wir müssen viel stärker landesweit kommunizieren, wie attraktiv Illingen ist.“

König will auch wieder offensiver für seine Gemeinde werben – wie in den Jahren bis 2009. Um das alte „PR-Image“ abzustreifen, habe man sehr stark interne Kommunikation betrieben und zu wenig offensive Gemeindewerbung auf Landesebene. Jetzt könne man auf einem starken Fundament aufbauen. „Wir haben im Hintergrund gut gearbeitet, die Bürgerinnen und Bürger eingebunden, Probleme analysiert und bewältigt, die Weichen für die Zukunft gestellt. Das war alles richtig, um einen Bewusstseinswandel herbeizuführen. Deshalb sind wir ja bundesweit Referenzgemeinde. Inzwischen sind wir in acht andere Bundesländer eingeladen worden, unsere Demografiestrategie vorzustellen. Universitäten, Behörden, Verbände diskutieren mit uns. Aber das müssen die jetzt selbst auf die Reihe kriegen.“

Jetzt soll ein Kurwechsel neue Akzente setzen.

„Wir brauchen den Aufbruch zu neuen Themen, neuen Schwerpunkten. Und dabei müssen wir für Kooperationen werben. Allein geht‘s nicht. Zusammen sind wir stärker. Das Beispiel unserer Kindergärten zeigt doch, dass Kooperationen prima funktionieren.“ Von dort hat er sich die Anregung der „Schlaumäuse“ geholt. Das ist ein Bildungsprojekt in Kooperation mit Microsoft, bei dem es um moderne Medien wie Tablet-PC und Lernsoftware geht, die kindgerecht beim Sprachenlernen hilft. „Wir haben viele Schlaumäuse in Illingen, kleine und große. Die wollen wir zur Mitarbeit aktivieren.“

Auch beim Thema Bauen setzt Illingens Bürgermeister auf neue Themen. „Was wir jetzt neu anstoßen müssen, sind attraktive innerörtliche Klein-Baugebiete. Dazu gebe ich ein klares Bekenntnis ab. Die können wir uns leisten, weil wir Baulücken haben, weil Leitungen und Infrastruktur schon liegen. Das macht auch Sinn. Hier erwarte ich allerdings auch die Kooperationsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger. Die brauchen wir. Sie sollten mitmachen und Baulücken-Grundstücke einbringen, für die es keine Kinder gibt, die sie bebauen. In Sachen Leerstand hat „Illingen 2030“ hat ja auch funktioniert.“

Den alten Modellen großer Neubaugebiete im Außenbereich erteilt König aber nach wie vor eine Absage. „Die sollten landesweit verboten werden, weil dies flächenmäßig nicht verantwortbar ist, so lange wir Leerstände im Ortsbereich haben. Und die haben alle saarländischen Städte und Gemeinden“.