Armin König

Kann man (sich selbst) fair bewerten? Kommentare einer hadernden Trainerin nach dem Tuju-Stars-Finale

 

 

 

 

 

 

(Unser Bild: Young Generation Oldenburg. Foto: Steffi König)

Es war super, dieses Tuju-Stars-Bundesfinale in Illingen. Alle waren zufrieden angesichts der tollen Stimmung – bis auf die Trainerin der Gruppe Young Generation Oldenburg, die den Sprung aufs Treppchen knapp verpasste und auf Platz vier landete. Jedenfalls entdeckten wir in der Nordwest-Zeitung Oldenburg, auf die mich eine Facebookerin freundlicherweise hingewiesen hatte, dass Trainerin Christiane Karczmarzyk ein bisschen mit der Jury haderte. Und so lesen wir dann Sätze wie diese: „Keine der sieben konkurrierenden Gruppen kam an das Schwierigkeitsniveau unserer Spinnen heran“, erläutert Karczmarzyk. „Die Gruppen aus Homburg und Werl, welche die Plätze zwei und drei belegten, hatten viele individuelle Fehler und Stürze in ihren Übungen, konnten die Zuschauer aber durch ihre tänzerischen Stilelemente zum Applaudieren animieren.“ Die Jury – „darunter der Bürgermeister und Ratsherren“ (Anm. d. Blog-Red: es waren gar keine Ratsherren dabei) – sei gespalten gewesen,  es habe allein der Gefallensfaktor entschieden und man wünsche sich eine „leistungsbezogene Bewertung“. Klingt schwer nach Spielverderberei und Beleidigtsein. Dabei ist das gar nicht notwendig, zumal die Trainerin die Ausschreibungsbedingungen kannte und kennt. Fakt ist:

Es war ein toller Wettbewerb in Illingen – und die Oldenburger Gruppe Young Generation hatte einen starken Auftritt. Für mich hatte die Gruppe neben den Green Spirits die überzeugendste Idee mit einer rundum gelungen, schlüssigen Umsetzung. In Sachen Schwierigkeit und Umsetzung kann man geteilter Meinung sein. Platz vier bei einem Tuju-Stars-Bundesfinale ist jedenfalls eine sehr starke Platzierung, über die man sich  freuen sollte. Vor allem sollte man nicht aufrechnen.

Und da es in diesem Wettbewerb gerade keine Pflichtkategorien und keine Fachjury gibt – Frau Karczmarzyk dürfte das wissen-, sollte niemand traurig sein, wenn die Jury andere Kriterien stärker gewichtet hat.

Was die Jury angeht, so klingt der Artikel, als hätten im Abendfinale Analphabeten gewertet. Fakt ist: Gudrun Kerl (Deutsche Turnerjugend DTJ)  hat den Wettbewerb mit erfunden, sie ist Expertin par exzellence, Oliver Snelinski ist Vorsitzender der ausrichtenden DTJ, Ulf Strijowski kommt ebenfalls aus dem Tuju-Stars-Lager der DTJ,  Eugen Spiridonov ist Kunstturn-Europameister und schätzt Show und Ästhetik, Dr. Kurt Bohr kennt als Präsident des Saarländischen Turnerbundes die besten deutschen Tuju-Stars und DTB-Showgruppen, die Landrätin war Leistungssportlerin, ich selbst war vor meiner Zeit als Bürgermeister Kunstturner, Trainer, Regionalliga-Kampfrichter und bin als Student  mit einer Showgruppe aufgetreten. Die Rendezvous- und Tuju-Stars-Szene kenne ich seit Jahren. Ratsherren waren (anders als im Bericht beschrieben) in der Jury nicht vertreten. Bei unseren Bewertungen haben wir natürlich Kriterien wie Choreographie, Schwierigkeit und Ausführung in die Gesamtbewertung mit einfließen lassen. Mir ist dabei nicht aufgefallen, dass die Jury gespalten war. Aber das mag subjektiv sein. Objektiv kann ich sagen, dass es bei den Mitbewerbern Homberg (nicht Homburg!) und Werl keine gravierenden Stürze gab, die das Gesamtbild trübten. Dieses Gesamtbild der Show war am Ende entscheidend für die Platzierung.

Was die Young Generation angeht, kann ich nur für mich, nicht für die Jurykolleg(inn)en sprechen. Mit hat der Auftritt der Oldenburger sehr gut gefallen. Ein zweiter oder dritter Platz war möglich. Den hatte ich auch erwartet. In ihrer Gesamtheit hat die Jury aber anders entschieden und Oldenburg auf Platz vier gesetzt. Auch das war fair. Es gab daran nichts auszusetzen.

War dieser vierte Platz ein Beinbruch für die junge Gruppe? Mit Sicherheit nicht. Die Young Generation hat viel Potenzial. Die Zuschauer fanden die Platzierung der Gruppen aber ohnehin nicht so entscheidend. Sie haben gejubelt, waren verzaubert, die Stimmung in Illingen war großartig. Alle Finalisten war Gewinner – und die Green Spirits aus Hatten-Sandkrug Sieger.

Dr. Armin König, Illingen (Bürgermeister und Jurymitglied)