Zukunft kann man nur gewinnen, wenn man eine Zukunft HAT.
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Leserinnen und Leser,
ich bin ein optimistischer Mensch, auch in der Corona-Pandemie.
Mein Motto war immer: Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Ich helfe Menschen am und im Ort (nicht „vor Ort“), weil ich hier Verantwortung trage.
Und weil ich Bürgermeister und Chef bin, motiviere ich unser ganzes Team, so zu handeln. So sind wir durch die Krise gekommen. Wir haben immer mehr getan, als wir sollten. Wir haben das gern und mit Überzeugung geschultert, so wie viele Städte und Gemeinden in Deutschland.
Aber heute – nach der Runde der Kanzlerin mit den MPs – bin ich ratlos. Wir hatten uns Anderes vorgestellt.
Es ist ja nicht so, als ob wir die Mutanten nicht ernst nähmen.
Es ist ja nicht so, als ob wir nicht verantwortlich handelten.
Es ist ja nicht so, als seien wir nicht in Sorge. Wir nehmen unseren Amtseid ernst.
Aber wir sind eben auch in Sorge über die, die schon wieder durch das Raster fallen. Und es fehlt noch immer die Balance, jetzt sogar mehr denn je.
Es fehlt noch immer der Zeitplan. Niemand will SOFORT ALLES ÖFFNEN, der einen Zeitplan verlangt. Wer das wider besseres Wissen behauptet, arbeitet mit unseriösen rhetorischen Mitteln.
Es geht um Alternativen, Szenarien, die Modellierung zukünftiger Möglichkeiten. Das ist Handwerk von Planern und Investoren. Das verlange ich auch von Regierenden: Eine Perspektive, einen Plan, eine Zukunft. Und Meilensteine.
Ich bin der Zukunft zugewandt: Wie andere auch denke ich in Zukunftsvarianten mit Szenarien. Dafür hat man dort, wo entschieden wird, vielleicht keine Antenne. Das muss ich so akzeptieren. Leicht fällt mir das aber nicht. Es lässt mich und viele andere ratlos zurück.
Unterschätzt das nicht, ihr Regierenden. Ihr seid gerade dabei, uns zurückzulassen, wenn nicht zu verlieren. Das wäre fatal.
Zukunft kann man nur gewinnen, wenn man eine Zukunft HAT.
Wirtschaft kann nur dann wieder anspringen, wenn es sie noch GIBT.
Kinder können nur dann wieder lachen, wenn sie etwas zu lachen HABEN.
Und wenn ihre Eltern nicht IN DEPRESSION verfallen.
Bildung gibt es nur, wenn man sie MIT BEGEISTERUNG VERMITTELT.
Kultur lebt nur, wenn man ihr RAUM UND BÜHNE gibt.
Und der Mittelstand besteht nicht nur aus Friseuren, so sehr ich sie mag und brauche und schätze.
Es gibt noch immer keine FAIRNESS im Handel.
Es gibt noch immer keine CHANCE für die Kultur.
Es gibt seit Monaten keinen knallharten, systemischen Schutz für Altenheime, Krankenhäuser, medizinisches Personal, Pfleger*innen.
Seit EINEM JAHR wird die einheitliche Digitalisierung NICHT umgesetzt, sondern immer wieder VERSCHLEPPT. (Stichwort SORMAS)
Hundert Käufer*innen an zehn Kassen der KAUFLANDGLOBUS-Supermärkte, die ALLES mitnehmen.
Hunderte Einzelhändler, in deren geschlossenen Läden nicht EIN Kunde sein darf und die NICHTS VERKAUFEN.
Und SOFORTHILFEN heißen SOFORTHILFEN, weil sie SOFORT helfen sollen, nicht erst in vier Monaten, wenn vielen nicht mehr zu helfen ist.
Und ich frage mich schon, warum ich in einer CHRISTLICH-DEMOKRATISCHEN Partei Mitglied bin, wenn man sich nicht um unsere Meinung schert. So funktioniert Demokratie nicht. Ich bin Kommunikator. Hier vermisse ich die MIT-KOMM-Strategie, die ich als Bürgermeister überzeugt vertrete und die auch in meiner Promotion und Dissertation Anerkennung fand.
Ich glaube an eine gute Zukunft.
Ich glaube an ein gutes Miteinander.
Ich glaube, dass wir die Pandemie besiegen.
Aber mitnehmen muss uns schon. Fair und gerecht und offen.
Das fordere ich ein. Für viele andere auch.
Illingen, den 10. Februar 2021
Dr. Armin König
Bürgermeister der Gemeinde Illingen (Saarland)