Armin König

Luftabenteuer Fly to sky – In der Sardinenbüchse über den Atlantik

Ich mache mir gerade meine Gedanken über den zuweilen schönen Schein des Luftverkehrs. Du buchst im Dezember eine Reise für April. Du willst morgens um halb vier ab Köln mit Airberlin fliegen und Ende der Woche abends gegen halb fünf zurückjetten. Da du schon oft mit Airberlin geflogen bist, weißt du, dass du in einem ordentlichen Airbus sitzen wirst. Vier Wochen vor der Reise erfährst du aber überraschend, dass der Nachmittags-Rückflug von Airberlin gestrichen ist und du schon morgens in aller Frühe in den Flieger steigen sollst, um zurückzufliegen. Ein energischer Protest und ein Hinweis auf ein BGH-Urteil aus 2013 führt zum Vorschlag, statt von Köln nun von Düsseldorf zu starten – vier Stunden später mit entsprechend späterer Ankunft. Der Rückflug soll gegen halb drei nachmittags sein. Zähneknirschend sagt der gutgläubige Passagier zu, der nun leider ein paar Stunden weniger am Urlaubsort hat. Wieder einmal heißt es in den Reisebedingungen, dass die Flugzeiten unverbindlich sind. Zwei Tage später wird der Rückflug wieder korrigiert – diesmal immerhin zugunsten der Passagiere. Die machen, was sie wollen, die Veranstalter/Fluglinien(?). Geflogen wird nun mit Germania, die man nicht mit der Lufthansa-Tochter Germanwings verwechseln darf. Germania setzt wohl, so die Reiseunterlagen, die Boeing 737-700 ein. Es ist immerhin die „Next Generation“ der 737. Aber laut „airfleets.net“ ist das Germania-Boeing-737-Flottenalter mit 13,8 Jahren schon nicht mehr ganz so taufrisch („On 197 airlines operating this type of aircraft Germania ranks 181“). Nun gut. Die Linie selbst schreibt: „Modernisierung der kompletten Boeing Flotte mit Winglets und neuer Innenausstattung, wie komfortableren Ledersitzen, Digital Inflight-Entertainment und LED Lichtsystem“. Das klingt doch gut und sicher. Und das bleibt es auch – bis zum Rückflug. Selbst am Gate erfahren die Passagiere noch nicht, was sie erwartet: Im Wet-Lease-Verfahren fliegt an diesem Tag überraschend die bedeutende Gesellschaft „Go2Sky“ für Germania. Nichts ist mit der modernisierten Boeing Flotte mit Winglets und neuer Innenausstattung. Stattdessen steht eine betagte 737-400 auf dem Rollfeld. Es ist die einzige Maschine von „Go2Sky“. Die Crew ist nett und jung; leider betreuen die jungen Leute in Jeans eine Maschine, deren Sitze abgenutzt aussehen. Da klemmt schon mal eine Sitzverstellung. Das Chassis rattert mächtig beim Start. Irgendwann fällt eine Toilette aus („No security problem“ – it’s the water circulation in the lavatory! na prima). Das Englisch der Cockpit-Crew ist gut, aber zeitweise vernuschelt. Infos gibts auf alte, klassische Art: Wer das Englisch aus dem Cockpit versteht und am Fenster sitzt, kann vielleicht eine der genannten Städte entdecken. Es war schon immer ein Abenteuer, in die Luft zu gehen. Von „komfortableren Ledersitzen, Digital Inflight-Entertainment und LED Lichtsystem“ gibts hier allerdings keine Spur. Die laut airfleets.net 24 Jahre alte Boeing 737-400, die laut diesen Unterlagen am 15.5.1990 zum ersten Mal für Dan-Air London geflogen ist, dann im Dienst der BA stand und schließlich ab 1995 von der chinesischen Hainan Airlines lange geflogen wurde, meistert kleinere Turbulenzen locker, die Piloten sind okay, die Crew ist nett und bemüht, es gibt sogar mehr zu essen als bei Airberlin. Die weiche Landung versöhnt mit dem Leasing-Flieger. Und das mit den Sicherheitsaspekten (schrieb nicht Spiegel-Online über Riesen-Materialprobleme bei den alten 737-Typen?) vergessen wir dann mal schnell – es gab ja immerhin einen C-Check. Sonst müssten wir glatt den Aufstand proben gegen die Selbstherrlichkeiten im Fluggeschäft. Und beim nächsten Mal wird nicht mehr im Internet geordert und hinaus ins Land geschaut, sondern im heimischen Reisebüro gebucht. So macht man halt manche Lebenserfahrungen nur einmal.