Es gibt Phänomene, die man nicht erklären kann. Eines dieser Phänomene ist die still stehende Sommerbaustelle. Ausgerechnet dann, wenn die wenigsten Schlechtwettertage zu erwarten sind, tut sich auf solchen Baustellen überhaupt nichts. Das stört Menschen in Gemeindestraßen und auf Autobahnen. Und riskant können solche Stillstände auch sein. Der Verkehr muss sich durch Absperrungen und Baken quälen, Busse werden umgeleitet, Sicherheit und Verkehrsfluss leiden, das Unfallrisiko steigt beträchtlich. Ich habe deshalb vorgeschlagen, dass die Bauindustrie auf Betriebsferien imSommer verzichtet, zumal durch Baustellen-Stillstände hohe volkswirtschaftliche Zusatzkosten entstehen, die der Steuerzahler zu tragen hat.
Um so mehr hat es mich überrascht, dass dazu auf Facebook wütende, irrationale Kommentare zu lesen waren, weil ich den Familien der Bauarbeiter angeblich die Möglichkeit nehme, Sommerferien zu machen. Auf einige bösartige Kommentare von Shotstormern will ich gar nicht erst eingehen. Da sind auch ein paar Hitzköpfe dabei, die man nicht ernst nehmen muss.
Ernsthaft muss man das Thema trotzdem prüfen.
Was ist das für eine Arbeitsorganisation, wenn ein ganzes Unternehmen für Wochen still steht – und zwar dann, wenn man wirklich arbeiten kann?
Muss man die Ausschreibungen so formulieren, dass sich nur Unternehmen beteiligen können, die garantieren können, dass es keinen sommerlichen Baustellenstillstand gibt?
Sind Arbeitsgemeinschaften und Kooperationen die Lösung?
Niemand würde ein Freibad im Sommer schließen, um Betriebsferien zu machen
Den Kritikern sei entgegengehalten, dass niemand ein Freibad im Sommer schließen würde, um Betriebsferien zu machen. Auch dort arbeiten Menschen, die Familie haben. Niemand würde Kliniken, Feuerwehren, Rathäuser schließen, um Betriebsferien zu machen.
Ein Fundamentalkritiker hat gefragt, ob ich meinen Helsinki-Trip zur Gymnaestrada auch im Winter machen würde? Die ist nun mal nicht im Winter.
Aber es ist tatsächlich möglich, in den Herbstferien in die Sonne zu fahren, ohne dass irgendwo totale Betriebsferien sind.
Man kann auch in den Osterferien prima Urlaub machen – ist oft sogar besser als in der Hauptsaison.
Geht also alles, wenn man will.
Von Denkverboten halt ich also gar nichts.
Im Gegenteil: Liebe Bauunternehmer, der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.