Neun Monate noch bis zur Wahl

Die ersten Hüte sind im Ring. In Welschbach haben wir sie geworfen. Und nun beginnt der Langstreckenlauf. Bis zur Wahl des Bürgermeisters sind’s noch neun Monate. Da braucht man Kondition, ein gutes Team, gute Ideen, gute Konzepte. Geld braucht man auch, keine Frage. Manchmal Trinkfestigkeit. Manchmal ein dickes Fell. Vor allem aber braucht man Begeisterung. Und: Geduld… Begeisterung und Geduld!

Das passt nicht zusammen, sagen Sie? Im Leben ist das manchmal so. Einerseits muss man ungeduldig sein, drängen, powern, Gas geben. Und dann muss man sich – bei aller Begeisterung – wieder zurücknehmen, gedulden, den Mund halten. Manchmal muss man auch Kritiker ertragen, die unter die Gürtellinie schlagen. Die ersten Nickligkeiten gab es schon. Trikotzupfer. Wadenbeißereien. Aber es ist wie im Fußball: Das muss man wegstecken und die Energie, mit der man eigentlich kontern würde, in Tore umwandeln. Auch wenn ich kein Geduldsmensch bin.

Bürger sollen rechtzeitig wissen, woran sie sind. Und deshalb ist es gut, dass sie jetzt schon wissen, dass am 23. Oktober in Illingen Bürgermeisterwahl ist. Das haben wir im Gemeinderat schon mal gut hinbekommen – während andere Gemeinden und ihre Gemeinderäte noch taktisch überlegen. Wir haben in Illingen aber irgendwann gemeinsam festgestellt, dass langfristige taktische Überlegungen für solche Wahlen ziemlich unsinnig sind. WER weiß, was sich politisch in den nächsten neun Monaten noch alles ereignet?! Die Großwetterlage kannst du nicht steuern. Also nehmen wir sie, wie sie ist.

Und überhaupt sind Bürgermeisterwahlen Personenwahlen. Ich hätte 2004 nie 64 Prozent der Stimmen bekommen, wenn mich nicht auch Bürger gewählt hätten, die sonst SPD, FDP oder Grüne wählen. Und das bei 3 Gegenkandidaten. Das hat mir damals einen Tag vor der Wahl der frühere Innenminister Friedel Läpple (SPD) schon prophezeit. Wir tranken in Hirzweiler einen Schnaps zusammen (es war Winterwahlkampf und kalt). Kurz vor der Wahl ist jeder Kandidat unsicher. Aber Läpple hatte Recht. Und ich ein prima Ergebnis. Aber kalt war’s damals trotzdem.

Der Oktobertermin ist besser als der Dezembertermin, weil wir – vor allem CDU und SPD – unseren Teams nicht schon wieder einen brutal-kalten Winterwahlkampf zumuten wollen. Wahlkämpfen bei Eis und Schnee und Minusgraden – das ist schon sehr anstrengend. Natürlich wärmt die Begeisterung in einem solchen Wahlkampf. Aber gegen Eisfüße hilft auch keine Begeisterung und kein Schnaps.

Dass ich wieder kandidiere, hat wohl keinen überrascht. Meine Prioritäten liegen hier in Illingen. Die Entscheidung habe ich 2009 getroffen, als es um eine mögliche Kandidatur für den Regionalverbandsdirektor ging. Regionalverband oder Landkreis ist nicht meine Ebene. Und auf anderer Ebene bin ich manchen auch zu keck. Dabei habe ich meine Keckheit schon sehr gebremst. Und was ist schon gebremste Keckheit?! …

Ich kandidiere wieder als Bürgermeister, weil es mir Freude macht, hier in Illingen etwas zu bewegen, und weil ich meine ganze Kraft, mein Wissen, meine Erfahrung, meine konzeptionellen Stärken für Illingen einsetzen will. Ich liebe Herausforderungen. Und ich habe die Kraft. Gerade in schwierigen Zeiten Kompetenz und Ideen einzubringen, auch die Chance eröffnen, neue Wege zu gehen, mehr zu kooperieren, das große WIR zu entdecken – bei der Gemeindeentwicklung, in Fragen der kommunalen Selbstverwaltung, beim Thema Soziales und Gerechtigkeit, beim Klimaschutz und der Energie – das ist mir ein Anliegen. Und das Höllgelände. Natürlich. Wir kriegen das hin. Mit Umwegen zwar, mit Geduld auch, aber wir schaffen das. Was wir allein nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen. Oder?! Mein offizielles Programm gibt es dann, wenn die Nominierung ansteht. Das dürfte gegen Ostern soweit sein.

Als Bürgermeister ist man nah bei den Leuten. Ganz nah. Bei Goldenen Hochzeiten am Festtagstisch. Im privaten Kreis. Bei Sprechstunden sitzen Leute wie du und ich am Tisch. Mal kann ich helfen, mal nicht. Zaubern kann ich nicht. Das wissen die Bürger aber. Natürlich setze ich mich ein, rufe an bei anderen Behörden, kümmere mich um Jobs. Vor allem aber höre ich den Menschen zu. Das ist wichtig. Dabei hört man Vieles, was einen bedrückt. Weil man oft machtlos ist. Aber dann gibt es auch wieder Wunder des Alltags. Es öffnen sich Türen, wo man gar keine vermutet hat. Und es gibt immer Türen. Und immer Wege. Das fasziniert mich immer noch. Man muss sich aber darauf einlassen, solche Türen zu öffnen, neue Wege zu gehen. Das gilt für mich, das gilt für meine Gesprächspartner. Manchmal muss man auch Fehler eingestehen. Ich bin ja keine Maschine. Gottseidank nicht. Aber man muss dafür sorgen, dass die Fehlerrate klein bleibt.

Ich habe ein tolles Team. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind klasse. Riesenveranstaltungen, große Investitionen, große Politik, kleine Alltagsaufgaben, die doch so wichtig sind, Verwalten, Gestalten. Ich hab alles, was ich brauche: Kompetenz, Beratung, Unterstützung, Begeisterung – und klare Analysen mit offenen Worten. Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen. Emotionen sind dabei auch erlaubt. 15 Jahre bin ich gut mit diesem Team gefahren. Das schweißt zusammen. Danke an Alle.

Dass das Amt schlaucht, dass man immer öffentliche Person ist, dass man viele schöne Momente erlebt, dass man aber auch ganz schwierige Momente zu bewältigen hat, wenn Menschen Schicksalsschläge erlitten haben und man versucht, zu trösten – all das gehört zu einem vielseitigen, anspruchsvollen und auch wichtigen Amt, das auch die Familie voll beansprucht. Es ist eine große Herausforderung. Ich möchte sie weiter schultern. Ob ich es wieder darf, werden die Wähler entscheiden. Ich bin bereit…