Ein wunderbares Debüt, supergut lesbar.
Anna Maschik: Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten.
Mir hat die Collage mit den kleinen Kapiteln, Infos, Hintergrunderzählungen sehr gut gefallen, auch sprachlich.
„Was verbindet uns mit denen, die vor uns kamen? Mit einem heimlich geschlachteten Schaf beginnt der Blick in die Innereien einer Familie. Hier rührt die Urgroßmutter das Blut für die Würste, der Großonkel schläft fünfzehn Jahre lang, und die Großmutter stiehlt nachts die Ziegel vom Dach.“ So verspricht es der Klappentext. Es ist aber nicht das große Opus Magnum mit epischen Langstrecken, sondern ein kurzweiliges Puzzle, sehr bildhaft geschrieben. Fast würde ich sagen: Süffig.
Da geht’s schon zur Sache, damit kein Falscher Eindruck entsteht. Familiengeschichte kann auch dramatisch sein – und doch unterhaltend.
„Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ – was für ein barocker Titel (Luchterhand 2025)! Hinter diesem drastischen Bild öffnet sich ein poetisches Panorama einer Familie über vier Generationen hinweg.
Anna Maschik ist 1995 in Wien geboren. Dies ist ihr Deübtroman. Und der hat Power. Sie verwebt bäuerliche Welt, Krieg, Entwurzelung und weibliche Selbstbehauptung zu einer vielstimmigen Erinnerungspartitur. Mir gefällt das, der Bestsellerautorin Monika Helfer (Die Bagage) auch.
Maschiks Erzählerin Alma sammelt die Splitter der Vergangenheit ein und setzt sie zusammen, und so entsteht mit jeder neuen Seite ein Gesamtbild: die Urgroßmutter am Wurstkessel, die Großmutter mit Ziegeln unterm Arm, der geradezu Ewigkeiten schlafende Großonkel.
Das Buch gibt’s zum Beispiel bei Bücher König, Bock & Seip, Anne Treib oder Raueiser. Oder in der Waderner Bücherhütte. Um nur einige stellvertretend zu nennen.
Armin König
