„Jeder gibt, was er kann“ – deshalb sind wir heute morgen hier. Weil auch wir geben wollen, was wir geben können. Weil wir Verantwortung übernehmen, dort wo wir leben. Weil wir solidarisch handeln in unserer Gemeinde. Weil Illingen eine Gemeinde ist, in der soziale Politik keine leeres Wort ist.Weil wir das alte Wort „Nächstenliebe“ in der riskanten Moderne immer noch kennen und es auch immer noch guten Wissens aussprechen können. Nennen Sie es Solidarität, nennen Sie es Illinger Netzwerk, nennen Sie es Fairness und Gerechtigkeit. Worte tun nichts zur Sache. Wichtig ist, dass wir aktiv sind. Und Sie wissen, dass die Illinger sozial aktiv sind.Es geht hier nicht um Almosen. Es geht um Unterstützung auf Augenhöhe für Bürger unserer Gemeinde, weil es hier in Illingen keine Bürger erster und zweiter Klasse gibt. Es geht darum, dass wir für die da, sind, die unsere Unterstützung brauchen. Niemand muss sich schämen, wenn er zur Tafel geht.Es hat in den letzten Tagen Diskussionen darüber gegeben, ob wir stolz auf die Tafeln sein können. Eine entsprechende Äußerung der Bundesfamilienministerin ist heftig kritisiert worden. Ich will dies fairer beurteilen. Als Republik, die das Sozialstaatsgebot ins Grundgesetz geschrieben hat, haben wir keinen Grund, stolz auf die Entstehung von Tafeln zu sein. Es ist die selbstverständliche Pflicht des Staates, als Sozialstaat den Bürgern Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Als örtliche Gemeinschaft aber dürfen wir stolz sein, dass wir eine solche Initiative auf die Beine stellen konnten, um Defizite des Staates ausgleichen zu können. Und die gibt es. Ich sage dies unabhängig von parteipolitischen Diskussionen.Gedankenlos haben wir oft schon gebetet: „Unser tägliches Brot gib uns heute“, weil es über Jahre und Jahrzehnte selbstverständlich war, dass in unserer Gesellschaft jeder satt werden konnte – einer Gesellschaft, die es sich leistet, dass täglich tonnenweise Lebensmittel weggeworfen werden. Im Dokumentarfilm „We feed the world“ heißt es, dass Tag für Tag in Wien so viel Brot vernichtet wird wie in Graz verbraucht wird.
Doch es hat sich etwas verändert in dieser Gesellschaft. Das Thema Nachhaltigkeit wird von immer mehr Menschen ernst genommen. Gleiches gilt für das Thema Schutz der Schöpfung – ein urkonservatives und doch hochmodernes Thema. Es ist gut, dass die Tafeln die nahe liegende Idee aufgegriffen haben, die Wegwerf-Mentalität zu durchbrechen.
Ich möchte heute vielen Menschen danken. Ich kann sie natürlich nicht alle nennen. Zunächst gilt mein Dank den Initiatoren, darunter Jörg Hoffmann und meinen Mitarbeitern Cordula Ogrizek, Frank Schuppener und Elke Schleppi, die mich von dieser Idee überzeugt haben.Danke sagen ich dem Caritas-Verband Neunkirchen und dem Diakonischen Werk, dass sie mit ihrer Neunkircher Tafel den Schutzschirm über die Illinger Tafel gespannt und die Vorbereitungen maßgeblich mit organisiert haben. Danken will ich auch den katholischen und evangelischen Kirchengemeinden, stellvertretend Pastor Dietmar Bell und Pfarrer Reinhold Wawra, sowie ihren ehrenamtlichen Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Die Rolle der Kirchen bei zivilgesellschaftlichen Projekten in Deutschland, in Europa und in aller Welt wird zunehmend erkannt und anerkannt – auch politisch. Das war nicht immer so. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten. Ich danke dem Gemeinderat, der bereit war, dass die Gemeinde Illinen jedes Jahr eine Grundausstattung von 5000 Euro bereit stellt, um die Tafel dauerhaft zu sichern. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Stellvertretend für die Mitglieder des Gemeinderates nenne ich Alfons Vogtel und Guido Jost. Insgesmat haben wir schon jetzt 15000 Euro bereitgestellt. Mein besonderer Dank gilt den vielen, vielen Spendern in der Gemeinde Illingen. Das war phänomenal, was wir in den letzten Monaten erlebt haben. Große und kleine Spenden sind zusammengekommen. Es ist ein Zeichen dafür, dass in Illingen Solidarität lebendig ist, dass wir füreinander da sind und dass unsere Bürger Verantwortung tragen. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass eine Politik, die den Menschen zugewandt ist, die achtsam ist, die Kultur und Nächstenliebe würdigt, die dem Ehrenamt Raum gibt, die Anerkennung spendet und Gemeinschaft stiftet, die beste Garantie für eine starke Demokratie ist. Wir sind eine starke Gemeinschaft. Das tut gut. Und dafür danke ich allen, die gespendet haben. Eine Tafel braucht auch Lebensmittel. Deshalb danke ich den Einzelhandelsgeschäften, die uns tatkräftig unterstützen. Das ist gelebte Verantwortung der Wirtschaft. Auch dafür herzlichen Dank.Jeder gibt, was er kann.Herzlichen Dank allen, die bei der Lebensmittelausgabe helfen, die Zeit spenden. Zeit ist ein Stück Leben. Zeit gehört zu den großen Kostbarkeiten, die wir haben. Sie wird oft nicht ernst genug genommen. Danke allen, die uns Zeit spenden und damit Sozialkapital bilden.Sozialkapital ist so wichtig wie ökonomisches Kapital. Wir leisten damit unseren Beitrag zu Fairness und Gerechtigkeit. Danke, dass jeder gibt, was er kann. Auf einen guten Erfolg. Ich freue mich auf nachhaltige Aktivitäten der Illinger Tafel. Und ich hoffe, das wir damit vielen Menschen Gutes tun können. Jeder gibt, was er kann. Etwas Besseres kann einer Gemeinde kaum passieren. Danke Ihnen allen.Armin König