Armin König

Start in die dritte Amtszeit – Das ganze VIPS-Interview

Herr Dr. König, wie sehen Sie Ihre Arbeit in der dritten Periode Ihrer Amtszeit, die am 1. Juni beginnt?

Wir leben in einer Zeit großer Umbrüche: Schuldenbremse, Demografie, Digitalisierung, soziale Netzwerke, die Erfolge der Piraten, gesellschaftliche Veränderungen, Globalisierung – auf viele dieser Fragen haben wir  noch keine Antworten. Die erwarten die Bürger aber. Ich will, dass wir nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern anpacken. Die Zukunft gehört denen, die neu denken, die Gemeinden neu positionieren, die Mut zum Wandel haben. Wer anpackt, findet auch Lösungen. Wer also glaubt, ich würde meine Bürgermeister-Zeit jetzt gemütlich auslaufen lassen, wird sich täuschen. Dafür mag ich Illingen viel zu sehr.

Glauben Sie, die Bürgerinnen und Bürger haben diesen Mut zur Veränderung?

Ja. „Illingen 2030“ hat das bewiesen. Wer die Bürgerinnen und Bürger einbindet, hat die Chance auf viele neue Ideen. Das ist unser Kapital. Wir müssen das noch viel stärker als bisher nutzen. Das gilt in der Gemeinde, im Kreis, aber auch im Land. Illingen ist bereit für die Zukunft, bereit für Veränderungen. Ich glaube, die Bürger sind mutiger und weiter als unsere Politiker.

Momentan sind Sie auch kommissarischer Kulturamtsleiter – was haben Sie anzubieten?

Wir haben ein Superprogramm. Das Gastspiel mit Revolverheld, Luxuslärm, Elliott und Parka, den Mittelaltermarkt vom 1. bis 3. Juni, 40 Jahre Burg- und Weiherfest, das von der AG Burg- und Weiherfest organisiert wird, Deutschlands beste Jazztanz- und Modern-Dance-Gruppen, die neue Illinger Jazz-Lounge, die weniger aufwendig und auch preiswerter, aber trotzdem hochkarätig ist, eine Musical-Nacht, Twana Rhodes, Anselm Grün, Deutschlands Spitzensommelière Natalie Lumpp, Pe Werner, Kirchenkonzerte, Sommerkonzerte, Burgkonzerte und vieles mehr. Die Illipse ist inzwischen die attraktivste Kulturpraline des Landes. Unser zehnjähriges Jubiläum war ein Kracher.

Jetzt ist wieder Freibadzeit, auch da ist Illingen gut aufgestellt?

Das Freibad Sonnenborn in Uchtelfangen ist im letzten Jahr vom SR als eine der schönsten Badeplätze im Saarland präsentiert worden. Wir haben mit Abstand die meisten Freibadbesucher im Kreis. Das Bad liegt toll, ist auf dem neuesten Stand und hat sehr günstige Eintrittspreise. Unsere Saisonkarten sind saarlandweit superbillig.

Herr Dr. König, wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Arbeit in den nächsten sieben Jahren?

Wichtigster Punkt ist die Gemeindeentwicklung. Illingen hat Potenzial und ist seit langem nach Neunkirchen die klare Nummer zwei im Kreis. Illingen hat starke Betriebe und ist ein guter Standort. Aber auch wir haben gewisse Probleme. Die müssen wir lösen. Wir wollen die Kaufkraft stärken, wieder Einzelhandel in den Ortskern bringen, die bestehenden Geschäfte dadurch stärken, dass wieder mehr Kunden nach Illingen kommen, unsere Märkt ausbauen und neue Dienstleistungen anbieten. Das zweite große Thema ist der demografische Wandel: Die größten Erfolge haben wir mit unserem Leerstandsmanagement. Das werden wir weiterführen. Aber es gibt weitere Aufgaben. Wir haben angefangen mit barrierefreien Wegen und Zugängen, da ist noch viel zu tun. Wir brauchen flexiblere Wohnungen, Generationen-Wohnen und mehr Familienfreundlichkeit. Das ist nicht nur eine Aufgabe für die Gemeinde. Da müssen auch die Unternehmen mitmachen, die Vereine, die Kirchen, die Sozialeinrichtungen. Und all dies steht unter der Voraussetzung der Schuldenbremse. Wir müssen die Finanzen sanieren – mit den Bürgern zusammen. Das ist eine Riesenaufgabe. Aber auch da können wir den Kopf nicht in den Sand stecken. Wir packen das an. Und die Verwaltung werden wir auch umbauen und fit machen für die Digitalisierung.

Höllgelände – ein Reizwort oder eine Herausforderung!?

Eine Herausforderung natürlich. Was Höll hinterlassen hat, ist eine Ruine. Das ist schlimm. Den Namen Höllgelände haben wir deshalb gestrichen. Der ist Vergangenheit. Jetzt fängt eine neue Zeit an. Wir haben jetzt neue Chancen durch den Eigentümerwechsel. Illingen ist inzwischen einer der spannendsten Orte des Saarlandes. Wir wissen, dass das halbe Land auf uns schaut, weil wir beweisen wollen, dass eine Kommune städtebauliche Herausforderungen selbst lösen kann. Wir haben gute Ideen, engagierte Bürger, und vor allem haben wir jetzt Zugriff auf das Grundstück über die Landesgesellschaft SBB.

Illingen hat sich bei einem Bundesforschungsprojekt unter 130 Konkurrenten durchgesetzt. Was bedeutet das für Illingen?

Mit dem Bundesforschungsprojekt ExWost für das Höll-Gelände bekommen wir hohe Zuschüsse aus Berlin, wir binden die Bürger ein und testen neue Formen der Planung und der Finanzierung. Dabei übernehmen wir lokal Verantwortung und warten nicht auf irgendwelche Investoren, die doch nur Betonklötze hinstellen und Rendite machen wollen. Unsere Alternative ist klar: Was wir im Ortskern bauen, muss zu Illingen passen! Ein Cityquartier für alle, wo man arbeiten, einkaufen, wohnen und gut essen und trinken kann. Lebensqualität pur in der City.

Was erwarten Sie von Ihren Unternehmen?

Mut und Zuversicht. Und viel mehr Kooperation. Wir müssen Kräfte bündeln. Kundenfreundlich sind die Illinger ja sowieso.

Kommen wir zur Politik: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Rot/Rot/Grünen-Mehrheit?

Ein halbes Jahr haben wir uns ständig gekabbelt. Das war sehr anstrengend. Wir haben uns dann nach einer Ältestenratssitzung zusammengerauft, und das war gut so. Inzwischen haben wir viele einstimmige Beschlüsse im Rat. Ich verstehe mich als Bürgermeister für alle.

Was waren Ihre bisher größten Erfolge als Bürgermeister?

Drei Urwahlen zu gewinnen war das Wichtigste in diesen 16 Jahren. Denn nur mit dem Mandat der Bürgerinnen und Bürger kann man gestalten. Illingen hat ein Gesicht. Diese Gemeinde ist anders als andere, mutiger, innovativer. Weil sie anders denkt und anders handelt, ökologisch sensibel, ökonomisch erfolgreich, kulturell aktiv und mit vielen engagierten Bürgern und Vereinen. Wir haben die Gemeinde modernisiert, die Verwaltung verändert, wir sind nicht bürokratisch, sondern unkonventionell. Die Illipse, das Burghotel, das Kinderhaus in Hüttigweiler, der Viehmarkt, der Rosenmontagszug, der Erlebnisweg Rund ums liebe Vieh, all das sind Erfolgsgeschichten, ebenso wie der Bundessieg bei LIK Nord. Jedes Jahr kommen über hunderttausend Besucher zu unseren Veranstaltungen, Frei- und Hallenbad sind saniert und sind die erfolgreichsten Einrichtungen ihrer Art im Kreis. Das habe aber nicht ich als Einzelkämpfer ermöglicht, das waren immer gemeinsame Erfolge mit engagierten Teams der Verwaltung, des Gemeinderats, der Vereine, das waren Kooperationen mit Unternehmern. Um Erfolg zu haben, muss man gemeinsam kämpfen und mutig in die Zukunft investieren. In den letzten 15 Jahren sind über 75 Millionen Euro in Illingen investiert worden. Darauf können wir stolz sein. Hier läuft was! Das zeigt übrigens auch, dass man sich nicht totsparen darf. Auch in Zeiten der Konsolidierung muss man in die Zukunft investieren.

Musik und Sport bedeuten Ihnen ….

… sehr viel. Musik ist einfach schön und entspannt. Bei Trauungen spiele ich gern Klavier, weil dann die Stimmung festlicher ist. Außerdem sind die Brautpaare dann nicht so aufgeregt. Und Sport ist meine Leidenschaft. Ich habe Landesliga geturnt, war Trainer, habe Sport für Lehramt studiert, bin Inline-Skater gefahren, schwimme und wandere mittlerweile gern und nutze Fitness-Angebote wie Aerostep oder Nordic Walking. Bei Deutschen Turnfesten gehe ich im Mehrkampf an den Start, meist im Schwimmen. Ich mache fast jedes Jahr mein Sportabzeichen. Außerdem bin ich Fan des 1. FC Kaiserslautern, auch in schweren Zeiten. Sport und Musik brauche ich als Ausgleich zum stressigen Amt, das einen sieben Tage in der Woche fordert.

Herr Dr. König, wie sehen Sie sich selbst als Bürgermeister?

Als Bürgermeister will ich etwas bewegen. Illingen hat Niveau, Illingen hat Kultur – das schätze ich sehr, ich glaube, dazu durfte ich in den letzten Jahren beitragen. Illingen hat viele Erfolge. Die brauchen wir, und sie tun uns gut. Als Sportler und Trainer habe ich gelernt, auf Ergebnisse hinzuarbeiten. Ich bin oft spontan und unkonventionell und verlange viel von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie müssen flexibel und engagiert sein und mitdenken, aber nur so kann man Erfolge erreichen. Hierarchien bedeuten mir nicht viel, Amtsbezeichnungen auch nicht. Entscheidend ist das Ergebnis, das erreicht wird. Ich bin sehr sozial eingestellt und habe ein Ohr für Nöte und Probleme. Wer sich einsetzt, wird gelobt und belohnt. Dass das recht gut funktioniert, zeigen die vielen Preise und Auszeichnungen, die wir gewonnen haben. Die Mitarbeiter sollen selbst Verantwortung übernehmen und dürfen auch Fehler machen, denn daraus lernt man. Was ich nicht mag, ist mangelnde Verantwortung, Unfreundlichkeit gegenüber Kunden und Mitarbeitern, Illoyalität und Denkfaulheit.

… und privat?

Leider bin ich fast ständig öffentliche Person. Alles, was ich dienstlich oder privat tue, wird beobachtet. Ich gebe zu, dass ich als Facebooker, Twitterer und Blogger auch selbst dazu beitrage. Zum Glück haben wir als Familie private Rückzugsräume, die wir auch nutzen, etwa im Urlaub, beim Sport, bei Konzerten oder bei Ausflügen mit Freunden. Dann ist Politik tabu.

Sie sind als einer der ersten saarländischen Bürgermeister zum dritten Mal urgewählt worden – und das mit knapp sechzig Prozent. Welche Bedeutung hat das für Sie?

Ich betrachte es als große Auszeichnung. Die große Mehrheit der Illinger Bürgerinnen und Bürger vertraut mir, und das, obwohl ich keinem nach dem Mund rede. Die Illinger wissen, dass ich mich einsetze, dass ich auf allen Ebenen sage, was gesagt werden muss, auch wenn es unbequem ist, wenn es unserer Gemeinde dient. Ich kusche nicht vor „hohen Tieren“.

Herr Dr. König, können Sie sich vorstellen nicht mehr Bürgermeister zu sein?

Natürlich. Ich bin nicht mit dem Amt verheiratet, sondern mit meiner Frau. Macht wird auf Zeit verliehen, irgendwann muss man aufhören. Jeder weiß, dass ich Kulturmensch bin und mich sozial und in Vereinen engagiere. Ich halte Vorträge an Universitäten und auf Kongressen über Demographie, unterrichte an der Fachhochschule für Verwaltung, bin Mitglied im Beirat des Saarländischen Staatstheaters und Lektor in der Kirchengemeinde. Vielleicht schreibe ich nach meiner Amtszeit mal einen Roman. Was ich bisher erlebt und in meinen Tagebüchern notiert habe, reicht für mindestens drei Bücher.