Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertrag und Totensonntag lenken die Aufmerksamkeit auf ein Thema, das sonst eher beschwiegen wird: Auf den Tod und die letzte Ruhe. In diesem Jahr rückt in der Berichterstattung der Medien die Bestattungskultur in den Blickpunkt.
Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine, Die ZEIT, aber auch die Saarbrücker Zeitung haben die veränderte Bestattungskultur entdeckt, die Bürger die Preise und Gebühren. Es ist ein Zeichen für erhebliche gesellschaftliche und soziale Veränderungen. In aller Bescheidenheit dürfen wir darauf hinweisen, dass wir als Gemeinde in den letzten Jahren Wesentliches geleistet haben, damit es für Angehörige preiswerter wurde. Rasengräber, heute die wichtigste Bestattungsart, gab es vor 20 Jahren bei uns noch gar nicht.
Ich erinnere mich an die ersten zaghaften Initiativen zu Beginn meiner Amtszeit. Sie kamen damals aus Hüttigweiler. Wir haben sehr intensiv diskutiert, fanden die Idee und die Umsetzung sehr gut und haben dies dann auch in Illingen realisiert. Heute können wir sagen: Rasengräber waren eine gute Innovation, auch ästhetisch gelungen, auch wenn einige Grabsteinmacher damals schimpften. Sie erinnern sich: Grabsteine waren damals um ein Vielfaches teurer. Überhaupt sind nicht die kommunalen Entgelte die Hauptkosten. Aber die lassen sich politisch diskutieren, und damit werden sie zu kommunalpolitischen Themen. Die Lage hat sich mittlerweile insofern geändert, als wir wegen der Haushaltslage keine hoch subventionierten Entgelte mehr ansetzen dürfen, sondern einen möglichst hohen Kostendeckungsgrad erreichen müssen. Über eine systematische Kosten- und Leistungsrechnung wird dies auch objektiv nachvollziehbar – ein Trend, den es bundesweit gibt. Wir sind Mitglied der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement, KGSt, die mit Kennzahlen und Vergleichsringen die Möglichkeit schafft, sich auch an anderen Kommunen zu orientieren. Frei sind wir in der Gestaltung nicht. Aber es gibt durchaus Anpassungsmöglichkeiten. Gemeinderat und Verwaltung haben Arbeitsgruppen eingesetzt, um das Thema „Friedhof 2020“ zu bearbeiten. Dabei geht es nicht nur ums Materielle, sondern auch um Gestaltungen und Alternativen.
Es gab seit Anlegung der ersten Rasengräber positive Veränderungen – wie die Anlegung eines Begräbnisfeldes für Neugeborene. Und es gab den Trend zu den Urnenwänden, die ich allerdings für etwas unglücklich halte, weil nicht jede Lösung auch gestalterisch geglückt ist. Und die Kosten hatten wir ursprünglich auch falsch kalkuliert. Aber wir hatten bei den ersten urnenwänden auch noch keine Erfahrung. Auch dieses Thema spielt bei den Arbeitsgruppen zum Friedhof eine Rolle.
Heribert Prantl schreibt in der Allerheiligen-Ausgabe der „Süddeutschen“ (Titel: „Urnen im Regal“) über den Verlust von öffentlichen Trauerorten und den Trend zur Ritualvergessenheit, weil mit Bremen das erste Bundesland den Angehörigen ermöglichen will, die Urne aufs Regal zu stellen: Der Chefreporter der Süddeutschen, ein Philosoph unter den Journalisten, verurteilt diesen Trend zur „Privatisierung“: Es gehe eben nicht nur das Materielle, schreibt er. Es gehe auch um Würde, Kultur und Zivilisation.
Recht hat er. An diese bedeutende zivilisatorische Errungenschaft der Begräbniskultur darf und soll im November erinnert werden. Weil eine Gesellschaft immer auch daran gemessen wird, wie sie mit ihren Verstorbenen umgeht.