Ein Kommentar von Dr. Armin König*
8.4.2023
Aus Anlass der Entlassung von Julian Nagelsmann:
Warum die Bayern-Bosse falsch liegen
Trainerentlassungen sind idiotisch, nicht immer, aber fast immer. Aus sportwissenschaftlicher Sicht sind die meisten Freistellungen von Fußballtrainern jedenfalls nicht begründbar. Meist sind sie die Folge von Führungsversagen und Erfolglosigkeit. Ignorante Dilettanten und Selbstdarsteller in den Führungsetagen von Bundesligaclubs, oder britischen Premier League Clubs, die ganz andere als sportliche Interessen haben, geben den Ton an. Meist ist dieser Ton hässlich. Aber vernünftig und wirtschaftlich ist das Managergeschrei bei Trainerentlassungen meist nicht.
Es findet aber öffentliche Aufmerksamkeit.
Das klingt jetzt sehr pauschal, ist aber berechtigt.
Beginnen wir beim rein Faktischen der Trainingswissenschaft.
Die Zeit, die ein Trainer benötigt, um eine Fußballmannschaft auf Top-Niveau zu bringen, kann je nach einer Vielzahl von Faktoren stark variieren, einschließlich des aktuellen Fähigkeitsniveaus der Spieler, der Ressourcen und Einrichtungen des Teams, des Erfahrungs- und Expertise-Niveaus des Trainers und der Ziele und Ziele des Teams. Im Allgemeinen dauert es mehrere Monate bis mehrere Jahre konsequenten Trainings und Wettbewerbs, um das volle Potenzial eines Teams auszuschöpfen.
Die Sportwissenschaft hat das Training und die Vorbereitung von Fußballmannschaften umfassend untersucht, einschließlich der Kontrolle und Planung von Trainingszyklen, Aufbau- und Wettbewerbsphasen und taktischen Orientierung.
Die Periodisierung des Trainings im Mannschaftssport kann in der Regel in drei Zyklen unterteilt werden: Vorbereitungsperiode, Wettkampfperiode und Übergangsperiode.
Die Vorbereitungsperiode (auch als Aufbauperiode oder Vorbereitungsphase bezeichnet) ist in der Regel die längste Phase und dient dazu, die allgemeine Fitness und Technik der Spieler zu verbessern sowie die taktische Ausrichtung und Spielphilosophie des Teams zu entwickeln. Während dieser Phase werden normalerweise viele Grundlagenübungen, Kraft- und Konditionstraining sowie taktisches Training durchgeführt.
Die Wettkampfperiode (auch als Wettbewerbsphase oder Spielphase bezeichnet) ist die Phase, in der die Mannschaft ihre Spiele und Wettkämpfe austrägt. In dieser Phase liegt der Schwerpunkt auf der Erhaltung der Fitness und Technik der Spieler sowie auf der Anwendung der taktischen Ausrichtung und Spielphilosophie des Teams im Spiel.
Die Übergangsperiode (auch als Erholungsphase oder Regenerationsphase bezeichnet) ist die Phase nach dem Ende der Saison oder nach einem wichtigen Turnier, in der sich die Spieler erholen und sich auf die nächste Vorbereitungsperiode vorbereiten können. In dieser Phase werden normalerweise weniger Trainingseinheiten durchgeführt und der Schwerpunkt liegt auf der Erholung und Regeneration der Spieler.
Die Belastungssteuerung im Mannschaftssport ist sehr komplex, da sie von vielen Faktoren abhängt, wie z.B. dem Alter und der Fitness der Spieler, dem Wettkampfkalender (englische Wochen, internationale Wettbewerbe), dem Trainingszustand und dem Verletzungsstatus der Spieler und der Zielsetzung des Teams.
Warum halten sich Fußballer nicht immer an diese Erkenntnisse? Das liegt wahrscheinlich daran, dass es in der Praxis oft schwierig ist, alle Aspekte der Periodisierung des Trainings umzusetzen. Vermutlich hängt es aber auch mit der Unlust von Führungsspielern zusammen, bestimmte mühsame Trainingseinheiten mit entsprechendem Umfang zu absolvieren. Man ist ja weltspitze und verdient genug, um sich dem Stress nicht mehr auszusetzen.
Es gibt viele Top-Fußballtrainer, die international für ihre taktischen Fähigkeiten und Erfolge bekannt sind. Hier sind einige Beispiele:
Pep Guardiola: Der spanische Trainer hat in seinen Stationen bei Barcelona, Bayern München und Manchester City große Erfolge gefeiert und gilt als Meister des ballbesitzorientierten Spiels.
Jürgen Klopp: Der deutsche Trainer hat mit Borussia Dortmund und Liverpool zahlreiche Titel gewonnen und ist bekannt für seine hochintensive Gegenpressing-Taktik.
José Mourinho: Der portugiesische Trainer hat in seiner Karriere zahlreiche Titel gewonnen und gilt als Meister der Defensive und der Kontrolle des Spiels.
Carlo Ancelotti: Der italienische Trainer hat in seiner Karriere mit verschiedenen Vereinen zahlreiche Titel gewonnen und gilt als Meister der taktischen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.
Zinedine Zidane: Der ehemalige französische Nationalspieler hat als Trainer von Real Madrid dreimal hintereinander die UEFA Champions League gewonnen und gilt als Meister der Motivation und der taktischen Anpassungsfähigkeit.
Diego Simeone: Der argentinische Trainer hat als Trainer von Atlético Madrid große Erfolge gefeiert und gilt als Meister der Defensivtaktik und der mentalen Stärke.
Mauricio Pochettino: Der argentinische Trainer hat mit Tottenham Hotspur und Paris Saint-Germain große Erfolge gefeiert und gilt als Meister der schnellen Umschalttaktik und des Pressings.
Diese Liste ist natürlich nicht abschließend und es gibt viele weitere erfolgreiche und taktisch versierte Trainer in der Welt des Fußballs.
Wenn Sie fragen, ob die Entlassung von Coaches eine Möglichkeit für inkompetente Manager ist, sich der Verantwortung für schlechte Leistungen zu entziehen, dann lautet die Antwort ja. Oft missbrauchen Manager die Entlassung eines Trainers oder anderer Mitarbeiter, um die Schuld von ihren eigenen Fehlern oder schlechten Manager-Leistungen oder falschen Einkäufen abzulenken. Natürlich gibt es viele Gründe für die Entlassung von Trainern, und manchmal sind die Übungsleiter auch Schuld an der Misere. Aber da gibt es eben auch finanzieller Zwänge, falsche Versprechungen der Vereinsführung an neue Trainer, strategischer Veränderungen in Vorstand und Präsidium, Konflikte und Fan-Erwartungen.
*Dr. Armin König ist nicht nur Bürgermeister, sondern auch Sportwissenschaftler.