Armin König

Verhexter Zug der Bahn

Nach den Twitter-Fortsetzungsmikroblogs und den Facebook-Mutmaßungen – nicht über Achim, aber über Armin und die Bahn und den ausgefallenen Hexensabbat-REgionalbahn-Zug – nun der ganze Roman von heute abend: Wir saßen gen 19:10 Uhr im Zug von Saarbrücken nach Illingen – Lebach- Jabach, als der Zugführer versuchte, die Maschinen anzuwerfen. Drei Sekunden Geblubber, dann fiel die Beleuchtung aus und der Motor war auch aus. Der Lokführer/Zugführer hat das Starten dann ein Dutzend Mal versucht, hielt inne, schraubte am Sicherungskasten, ließ sich von einer Zugbegleiterin bei Reparaturversuchen am Sicherungskasten des Waggons helfen, bis beide schließlich aufgaben. Kein Hilfe in Sicht. Es folgte schließlich die Durchsage, wir hätten wegen einer „technischen Störung“ Verspätung, was wir Fahrgäste synchron life verfolgt hatten. Ein netter Zug unseres Zugführers und seiner Begleiterin, uns dies in DB-Mikrofonsprache zu synchronisieren. Ich meine das so, wie ich es schreibe, also keineswegs ironisch, wo kämen wir hin, wenn ich solche Vorfälle ironisierte! Unser netter Zugführer, der freundlicherweise auch mit uns sprach (im Abteil!, was wir gut fanden), aber auch einräumte (nein, er räumte keine Materialien ein, nur Vermutungen und vermutete Fakten), dass er kaum mehr machen könne, als es immer wieder zu versuchen, ließ die Maschinen dann erst einmal für zehn Minuten ruhen. Das gefiel den Maschinen, brachte sie aber trotzdem nicht mehr in Schwung. Schwiegervater mutmaßte, es könne an einem kaputten Magneten liegen, was aber von uns keiner nachvollziehen konnte, weil niemand in der Lage war, die Motoren auseinanderzubauen – außer vielleicht Schwiegervater, aber der kennt sich nur mit Lkw- und Baggermotoren aus, und das ist auch schon wieder eine Weile her… – er wäre also keine große Hilfe gewesen. Meine Herzallerliebste erinnerte an Hexennacht – und dass harry Potter eine gewisse Affinität zu Zügen habe. Die nette Zugbegleiterin (durchs Abteil sausend) kam schließlich angesichts all dieser Mutmaßungen auf die Idee, uns darauf hinzuweisen, dass die Störung „unbestimmte Zeit“ dauere. Was einen genervten (nervigen) Fahrgast zur Bemerkung veranlasste, wie lange denn „unbestimmt“ dauere – was die Antwort zur Folge hatte: „Unbestimmt ist unbestimmt“. Worauf der genervte Fahrgast meinte, er verstehe die deutsche Sprache und ihren Sinn. Fahrgäste sind also auch nicht mehr immer das, was sie mal waren: freundliche, wohlmeinende, langmütige Bahnkunden mit großem Verständnis. Das gilt aber für uns und unsere Sitznachbarin, die uns erzählte, dass sie nun schon zwei Stunden auf den Anschluss nach Eppelborn warte, weil sie zuvor schon ein anderes Bahn-Malheur erlebt habe. Fast resignativ handiyfonierte sie mit ihrem Freund, auf dass dieser ihr entgegenkomme (autofahrenderweise). Immerhin war sie ruhig, gelassen, gefasst und fügte sich in ihr Schicksal. Kurze Zeit später erfolgte zur Überraschung aller Zuginsassen draußen vor der Tür eine Lautsprecher-Durchsage im Gleis, die wir aber im Zug wegen üblicherweise geschlossener Scheiben nicht verstehen konnten – immerhin wurde dann das Passagierdisplay innen zum Laufen gebracht, bis unsere freundliche Zugbegleiterin wieder mikrofonierte und klar und deutlich sagte, dass DIESER Zug nun definitiv ausfalle und man/frau sich um einen Ersatzzug um 20:10 Uhr bemühe. Der traf tatsächlich auf Gleis 14 ein, wo wir schließlich – hexhex – auch ohne Hilfe von Harry Potter den Weg nach Illingen/Eppelborn/Lebach/Jabach fanden. Geht doch. Für einen Hexensabbat eine ziemlich harmlose Inszenierung der Bahn. Das hätten wir beim nächsten Mal gern etwas illustrativer mit Potter, Quiddichs and more.