Armin König

Was auf den Tisch kommt

Süß gegessen: Entrahmte Milch, modifizierte Stärke, Inulin, Fruktose, Stärke, Aroma, Verdickungsmittel Carrageen, Farbstoff (Titandioxid, Annatto, Beta-Carotin), Speisesalz, Vanilleschoten, Süßstoff Sucralose. Das Dessert nannte sich Vanillepudding.

Ich verspreche allen Lesern, sofern ich es nicht irgendwann breche: Zum letzten Mal hab’ ich heute solch eine industriellen Süßpampe geschlabbert! Erstens nehm‘ ich nächstens die Lupe, um zu entziffern, was auf der Packung winzig steht, um sie zweitens ins Regal zurückzustellen. Solche Pampe brauch ich nicht. Dann lieber Naturjoghurt, angerührt mit selbstgekochter Marmelade. Schmeckt echt. Auf die Industrierestzuckersüßstoffmischung kann man getrost verzichten.

So wie ich auf Nutella längst verzichte. Und es fehlt mir nicht.

Warum ich darauf verzichte, habe ich schon 2011 in meinem Blog geschrieben: Nutella und die dicken Kinder. Gebessert hat sich seither nichts.

Natürlich hab’ ich gefragt: Warum schützt uns niemand vor diesem Chemie-Fraß? Aber dann ist mir eingefallen, dass ich ja wissen müsste, was die Nestlé-und-Konsorten-Mega-Industrie so alles anrührt, seit ich deren Sonderschau vor 14 Tagen auf der Grünen Woche in Berlin gesehen habe.

Werden wir immer öfter belogen und betrogen von Essensfälschern? Das Buch darüber ist immerhin aufschlussreich, ich habe es am 5. Januar 2011 rezensiert: „Von Essensfälschern und Dioxinpnaschern“. Das Buch war übrigens ist nicht das Erste seiner Art, auch nicht das Erste, das ich gelesen habe.

Schon 1998 hatten Nina Kleinschmidt und Henri Wagner in meinem Illinger Rathaus „von Lebens- und Sterbensmitteln“ erzählt. Damals habe ich ihr Buch „Diese Suppe ess’ ich nicht!“ vorgestellt.

Der Wurstproduzent Höll, damals einer unserer größten Gewerbebetriebe, bevor er Knall auf Fall die Flucht ergriff, war übrigens damals „not amused“ über den Vortrag in unserem Rathaus.

Aber das ist eine andere Geschichte, die mit falschem Prionenverdacht im Wurstdarm, einer spektakulären Rückrufaktion, einem ebenso spektakulären Management- udn Kommunikationsversagen und wirtschaftlichen Interessen zusammenhing, die wir nie richtig verstanden haben. Haken wir sie also ab, konzentrieren wir uns auf das, was auf den Tisch kommt. Und auch das macht uns nicht glücklich.

Dass nämlich all die hässlichen Petitessen beim Essen uns auf den Magen schlagen, verstimmt.

Wann endlich helfen Regierungspolitiker den Verbrauchern, diese Magenverstimmungen von vornherein zu vermeiden? Es wäre so einfach. Aber ich glaube, wir werden noch lange darauf warten.

Erst dann, wenn wir selbst als mündige Verbraucher dem Treiben ein Ende bereiten, Gesundes essen und der KunstDüngerGenAnabolikaProduktion die rote Karte zeigen, wird sich die Welt der Lebensmittel verändern.

Noch ist dieser Tag in weiter Ferne. Auf ein Wunder hoff ich gerne.