Erstaunliche Wende im Fall Mixa: „Der Verdacht des sexuellen Missbrauchs gegen den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa hat sich nicht erhärtet“, schreiben die Agenturen. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt habe deshalb ihre Vorermittlungen eingestellt. „Ein Tatverdacht hinsichtlich eines sexuellen Missbrauchs hat sich nicht bestätigt“, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter.
Das ist mehr als nur eine Relativierung. Ein wesentlicher Tatvorwurf ist damit aus der Welt.
Da ich selbst von der Presse erwarte, dass sie nicht nur die großen Vorwurfs-Schlagzeilen schreibt, sondern auch die entlastenden Momente präsentiert, will ich an dieser Stelle meinen Kommentar revidieren. Ich hatte unter dem Titel Ermittlungen gegen Bischof Mixa eine Katastrophe: Scham und Wut geschrieben: „Es ist nur noch entsetzlich, was wir von und über Bischof Walter Mixa lesen. Das ist eine Katastrophe für die katholische Kirche: Ermittlungen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs. Damit wird das Grundkapital der Kirche schlechthin zerstört: Vertrauen. Scham und Wut – das ist alles, was ich sagen kann.“
Dies kann und will ich so nicht aufrecht erhalten. Die Erklärung der Staatsanwaltschaft ist eine eindeutige Entlastung für Walter Mixa.
Dass sich nach Agenturmeldungen die Prügelvorwürfe bestätigt haben sollen, ist eine andere Ebene. Auch dies ist ein schwerwiegender Tatbestand. Darüber ist gesondert zu urteilen.
Aber Prügel sind keine sexuelle Misshandlung.
Der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs war es, der mich in besonderem Maße erschüttert hatte. Deshalb möchte ich jetzt von einer neuen Lage sprechen. Wir sind gespannt, wie die Medien mit dieser Entlastung umgehen.
In sein Bischofs-Amt in der Diözese wird Mixa nicht zurückkehren. Das halte ich für richtig. Dafür war und ist er offensichtlich nicht geeignet.
Einen sozialen Dienst in Demut soll man ihm nach einer Phase der Läuterung aber zugestehen, wenn er dies anstreben sollte.
Auch das wäre christlich.
Was beunruhigt, ist eine unkontrollierte und sich selbst aufschaukelnde Skandalisierung durch Medien, deren Folgen für die Demokratie und die Gesellschaft noch niemand richtig abschätzen kann. Dass die Medien als 4. Gewalt eine starke Macht im politischen Meinungskampf sind, ist so gewollt, durch das Grundgesetz garantiert und durch Verfassungsgerichts-Rechtsprechung gefestigt. Dass allerdings die massive wirtschaftliche Konkurrenz zu einer immer grobschlächtigeren Berichterstattung führt, macht Sorgen. Schließlich haben auch Presseunternehmen ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen.
Der Fall Mixa scheint sich zu einem Musterbeispiel für grobschlächtige Skandalisierung zu entwickeln. Wir werden den Fall mit Interesse weiter beobachten.
Armin König