Armin König

Wie der Deutschland-auf-der-Couch-Psychologe Stephan Grünewald mit Trendforscher-Brimborium die Stimmung im Land manipuliert

Das Nichts nichtet

Wieso hat eigentlich dieser Markt- und Auftragsforscher Stephan Grünewald ein solches Standing in den Medien? Was ich von ihm gelesen habe, qualifiziert ihn als unsäglichen Schwätzer. Wenn stimmt, was die Zeitungen schreiben, dann hat er für seinen Wutbürger-Stuss vor der Bundestagswahl 50 (!) so genannten „Tiefeninterviews“ geführt. (Quelle. Saarbrücker Zeitung)
Seriöse Umfrageinstitute befragen für repräsentative Erhebungen in der Regel 800 bis 2000 Bundesbürger.

Holger Rust hat in einer sehr guten Studie die „Zukunftsillusionen“ der „Trendforschung“ unter die Lupe genommen. Ihm ist dabei gerade Grünewald aufgefallen. Und dass die Medien allzu gerne bereit seien, „vorgefertigte Elemente aus Pressemappen zu übernehmen“, statt selbst zu recherchieren. Das bedeutet hier: Nachdem der „Stern“ Grünewald unkritisch zitiert hat, zitieren weitere Medien den Stern als Referenz für den angeblich so bedeutenden Herrn Grünewald. Dem wird immerhin in Rusts Studie attestiert, mit „anekdotischen Beweisketten“ aus „Auftragsarbeiten“ „Trends“ zu behaupten, die wissenschaftlich praktisch unbrauchbar sind. Und dieser Grünewald wird zum Titelthema des Spiegels und folglich von Lanz in die Sendung eingeladen, wo dieser „Deutschlandauf-derCouch“-Populärpychologe wiederkäuen kann, was er sich auf der Grundlage unterschiedlichster Quellen zusammengereimt hat. Was von diesem Psychologen zu halten ist, belegt ein Ausschnitt aus seinem Schwall-Buch „Die erschöpfte Gesellschaft – Warum Deutschland neu träumen muss“: Facebook – der heilige Geist der Brüder- und Schwesterngemeinde / In einer virtuellen Welt, die in scheinreligiöser Anmaßung einen Gott, einen Messias und seine Jünger produziert, soll auch der heilige Geist der Gemeinschaft nicht fehlen. Und der wird derzeit vor allem von Facebook in flammendem missionarischem Eifer getragen. Auf Facebook erwacht in profanisierter Form das religiöse Ideal einer weltumspannenden Brüder und Schwesterngemeinde“. Ich weiß ja nicht, was Grünewald geraucht hat, aber mit Wissenschaft und Forschung hat dieser Stuss schlicht nichts zu tun. Im Sinne Heideggers gesagt: Das Nichts nichtet.

P.S.

Zwei Sätze noch zu diesem Deutschland-auf-der-Couch-Psychologen Stephan Grünewald: Er hat vorausgesagt, dass die nationalradikale AfD bei der Bundestagswahl stärker werden könne als die SPD. Er hat darüber hinaus wissen lassen, „dass die Technik der Sex-Industrie einen starken Schwung geben kann“. Und er ist laut Handelsblatt ein Mann, der sagt, was Kunden wünschen. Der ist also der Kronzeuge für ein Wut-Deutschland auf der Couch, deren Bürger „ihr Auenland so lange wie möglich erhalten wollen.“ Oh heiliges Brimborium. Das ist ein echter Phall für die Technik-Couch des guten alten Adlers Freud und seiner Jünger. Das Nichts nichtet, und die Welt ist alles, was der Phall, äh: Fall ist. Germania tractatus est. Oma locuta, causa finita.